Lokal-Kolorit: Elissar

(c) Carolina Frank
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Ein Fall für die Verkostungsgemeinschaft

(c) Carolina Frank

Wann immer in Wien ein neues Lokal mit Nahost-Küche aufsperrt, ist da die leise Hoffnung, dass die Stadt endlich eine richtig zeitgemäße Adresse bekommt, die es mit den Aromen von Sumach und Zaatar, von Rosenwasser und Granatapfelsirup auf ganz neue Art, auf einem neuen stilistischen Niveau krachen lässt. Eine Art Nopi, eine Art Palomar nach Londoner Vorbild für Wien, auch eine satte Prise Greg Malouf wäre willkommen. Ein solches Lokal ist der neue Libanese in der Johannesgasse, das Elissar, nicht geworden. Ein empfehlenswertes aber sehr wohl. Schon sein Großvater habe in Wien ein libanesisches Lokal geführt, erzählt der Chef, Elias Matar, das habe aber nicht funktioniert. „Da gab’s noch nicht mal einen Chinesen.“
Das Hinterzimmer schafft das Kunststück zwischen grell-karg und leicht schwülstig, hier fläzen nach dem Essen dicke Schnauzbärte mitsamt ihren darunter kaum mehr sichtbaren Besitzern. Es ist ratsam, explizit im hübschen vorderen Teil, in Hellbraun und Türkis gehalten, zu reservieren. Und das sollte man wirklich – das Elissar ist gut besucht. Aus dem zentralen Holzofen werden alle paar Minuten weiche Plusterbrote und „Libanesische Pizzen“ geholt, göttlich jene mit dunkelwürzigem Zaatar und säuerlichem Sumach. Salate wie Tabouleh sowie weitere kalte und warme Vorspeisen – quasi das Herz der libanesischen Küche – findet man hier sonder Zahl (fünf bis 11,90 Euro). Am besten, man bildet eine Verkostungsgemeinschaft, damit man nicht schon vor den Hauptspeisen wie Fisolen mit Lammfleisch oder Garnelen mit Safranmarinade aufgibt. Muhammara, die Paste aus rotem Paprika, Walnüssen und Sesam, gerät dank schmeichelnder Süße verlockender als anderswo. Die grobe Melanzanicreme Baba Ghanoush muss sein, ebenso der Frischkäse Labne (hier spaltet sich die Verkostungsgemeinschaft wohl in „mit“ und „ohne Knoblauch“, mit ist mindestens genauso gut). Warum das Service  – angesichts des hohen Gästeaufkommens bemerkenswert freundlich – die Käsetaschen statt der Käseröllchen gar so nachdrücklich empfiehlt, ist angesichts des eher zähen Teigs und der bescheidenen Füllmenge nicht klar – sie erinnern mit ihren gekrendelten Rändern und der Minze jedenfalls an eine nahöstliche Version von Kasnudeln. Maanek, hausgemachte kinderfingergroße Würste mit Zwiebeln und Granatapfelsirup, gibt es anderswo noch etwas saftiger. Zum Abschluss: kühler, sanfter Rosen-Milchpudding mit Pistazien.

Ins Nopi und ins Palomar kann man derweil ja per Kochbuch reisen. Oder per günstigem Pfund.

Info

Elissar, Johannesgasse 27, 1010 Wien. Tel: +43/(0)1/512 82 82, Mo–Fr, So 11–23 Uhr, Sa 11–24 Uhr.

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