Erst hieß es, wir brauchen keine, nun also Poller auf Zeit. Warum?
Nizza 2016, Berlin 2016, und heuer sind auch in London, Stockholm oder Barcelona Attentäter in mörderischer Absicht mit Fahrzeugen in Menschenmengen gerast. Man kennt die Gefahr von Rammangriffen also seit ein, zwei Jahren. Auch in Wien. Poller? Nicht effektiv, nicht auf Einkaufsstraßen, man warne vor naiven Vorstellungen, hieß es im Sommer, nach Barcelona, aus dem Innenressort. Ähnliches kam von Polizei und Stadtpolitik.
Zwei Monate später schaut es anders aus. Dazwischen liegt eine Debatte um eine Anti-Terror-Mauer am Ballhausplatz (die zu Pollern wurde), begleitet von Vorwürfen des Boulevards, die hohe Politik würde sich einmauern, das Volk aber ausliefern.
Nun kommen also Poller. Es heißt, das sei lange geplant. Warum aber wird dann erst jetzt ein Architektenwettbewerb um stadtbildverträgliche Anti-Terror-Bauten eingeleitet? Warum werden Poller montiert, um sie später durch Schöneres zu ersetzen? Warum kritisiert der Innenminister, man hätte so eine Lösung früher haben können – wo man in seinem Ressort davon lange wenig hielt?
Fragen, die hoffentlich nicht darauf hindeuten, dass in Sachen Terrorabwehr öffentlichkeitswirksame Schnellschüsse und Symbolpolitik zu Gunsten einer „gefühlten Sicherheit“ sorgfältige Präventionsarbeit ersetzen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2017)