Der Goldpreis kommt nicht vom Fleck

Goldbarren
Goldbarren(c) APA/AFP/dpa/BORIS ROESSLER (BORIS ROESSLER)
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Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, die 1300-Dollar-Marke zu knacken, herrscht auf dem Markt Ernüchterung.

Immer, wenn sich der Goldpreis der Marke von 1300 Dollar je Feinunze nähert, steigt die Zahl der Goldexperten, die jetzt aber wirklich den endgültigen Startschuss für die nächste Goldrallye sehen. Und ebenso regelmäßig folgt auf die Euphorie schnelle Ernüchterung. Die 1300 Dollar präsentieren sich immer noch als unüberwindliche Hürde. Dreimal ist das Edelmetall in diesem Jahr schon beim Versuch gescheitert, diese Marke nachhaltig zu überspringen. Nach dem letzten gescheiterten Anlauf Mitte Oktober sieht das Bild besonders schlecht aus. Chartisten blicken gebannt auf die näherrückende Marke von 1260 Dollar. Wird die nachhaltig unterschritten, dann ist es für die nächsten Monate mit der Hoffnung auf eine Goldpreis-Hausse wohl endgültig vorbei. Man muss nur auf das seit dem Frühjahr beobachtbare seitwärts laufende Sägezahnmuster des Goldcharts blicken, um zu wissen: 2017 wird nicht als „goldenes“ Jahr in die Geschichte eingehen.

Zumal sich ja auch das fundamentale Umfeld eintrübt. Besonders die Vorgänge in den USA setzen das Edelmetall unter Druck. Die Steuerreformpläne des US-Präsidenten sind da ebenso ein negativer Faktor wie die Vorgänge um die Neubesetzung der Fed-Spitze. Zuletzt hatten Gerüchte, Trump werde als Nachfolger für die derzeitige Fed-Chefin Janet Yellen wohl einen Zinsfalken in der Notenbank-Chefetage installieren, für Unruhe unter Goldanlegern gesorgt. Steigende Zinsen sind Gift für die Notierung des zinsenlosen Goldes.

Tatsächlich gehen immer mehr Beobachter davon aus, dass der nächste Zinsschritt in den Staaten schon bei der nächsten Fed-Sitzung im Dezember gesetzt werden könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, wird von den Analysten unterdessen auf 80 Prozent geschätzt. Im nächsten Jahr wird es dann wohl mehrere Zinsschritte geben. Auch in Europa geht die Ära des lockeren Geldes langsam zu Ende.

Diese Aussichten wirken sich drastisch auf die Nachfrage aus. „Angstsparer“ kaufen zwar physisches Gold wie noch selten zuvor, aber das große Geld, das die Preise bestimmt, zieht sich zunehmend aus der Spekulation mit dem Edelmetall zurück. Die Long-Positionen auf Gold sind in den vergangenen Wochen jedenfalls drastisch zurückgefahren worden.

Anders gesagt: Die Konsolidierung des Goldpreises ist noch lange nicht beendet. Ein Rückgang in die Gegend von 1200 Dollar gilt unter Analysten als nicht mehr unwahrscheinlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2017)

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