Wie aus ein paar Landgendarmen die Cobra wurde

Den Palmers-Entführern Reinhard Pitsch, Othmar Keplinger und Thomas Gratt (von rechts) wurde dann 1979 in Wien der Prozess gemacht.
Den Palmers-Entführern Reinhard Pitsch, Othmar Keplinger und Thomas Gratt (von rechts) wurde dann 1979 in Wien der Prozess gemacht. (c) Votava / picturedesk.com
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Vor 40 Jahren, am 9. November 1977, wurde der Wiener Textilfabrikant Walter Palmers von Linksextremisten entführt. Der „Herbst des Terrors“ hatte nun auch Österreich erreicht – und führte mit zum Aufbau des heutigen Einsatzkommandos Cobra.

Es ist einer dieser dunklen, verregneten Novemberabende. Walter Palmers, damals Österreichs wichtigster Textilfabrikant, parkt nach einem langen Bürotag vor seiner Währinger Villa. Als er den VW Golf absperrt, wird er plötzlich von mehreren Vermummten gepackt und in ein bereitstehendes Auto gehievt. Als ihm nach 20 Minuten die schwarzlackierte Skibrille wieder abgenommen wird, findet sich Palmers in einem Zimmer wieder – darin ein Verschlag samt Campingliege und einem Kübel für die Notdurft. „Volksgefängnis“ nennen es die Entführer. Tatsächlich handelt es sich um eine Wohnung in der Webgasse in Mariahilf. Fast 100 Stunden wird der 74-Jährige festgehalten.

Von Bundeskanzler Bruno Kreisky über die Polizei bis hin zu den Kommentatoren – alle glauben zunächst an einen spektakulären Kriminalfall. Ende der 1970er-Jahre werden auch in Westeuropa immer wieder Millionäre, Geschäftsleute und Erben verschleppt. Tatsächlich sind deutsche Terroristen am Werk.

Bereits seit dem Frühjahr 1977 waren mehrere Angehörige der sogenannten Bewegung 2. Juni in Wien untergetaucht. Aus gutem Grund: In der BRD war ihnen das Pflaster zu heiß. Dort strebte der Linksterrorismus aufgrund der Anschläge der Roten Armee Fraktion (RAF) auf einen Höhepunkt zu.

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