Fliegen bleibt billig

Der Lufthansa steht mit der Eingliederung der Air Berlin „eine Mammutaufgabe“ bevor. Die AUA muss weiter Kosten senken.
Der Lufthansa steht mit der Eingliederung der Air Berlin „eine Mammutaufgabe“ bevor. Die AUA muss weiter Kosten senken.(c) APA (Robert Jaeger)
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Nach dem Aus für Air Berlin und dem baldigen Ende der Alitalia werde der Wettbewerb nicht sinken, sagen Luftfahrtexperten.

Frankfurt/Wien. Die Air Berlin ist Geschichte, und bei der Alitalia ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie der Air Berlin folgen wird. Wird die Konsolidierung in der europäischen Luftfahrt dazu führen, dass Fliegen teurer wird? Experten wie der Strategieberater Oliver Wyman glauben nicht daran. Ein Gemetzel wie in den USA werde es in Europa auf längere Sicht nicht geben. Jenseits des Atlantiks dominieren mittlerweile mit American Airlines, Delta, Southwest und United vier große Unternehmen den Markt. Dies führte dazu, dass die Ticketpreise empfindlich gestiegen sind. Die amerikanischen Fluggesellschaften schreiben gute Gewinne.

In Europa werde sich der Wettbewerb sogar verschärfen, meint Wyman. Denn es zeichnet sich ab, dass die Luftlinien ihre Flotten ausbauen. In fünf Jahren werde es in Europa um 600Maschinen mehr geben. Dann werden die europäischen Airlines mit insgesamt 5700 Flugzeugen unterwegs sein, um zwölf Prozent mehr als heute. Fazit: Der Wettbewerb zwischen den Billigfliegern wird weiter steigen, und sogenannte Premium-Airlines wie die Lufthansa werden weiter ihre Kosten senken müssen.

Das weiß auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Auch nach der Übernahme eines großen Teils der Air-Berlin-Flotte werden die Preise für Flugtickets stabil bleiben, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Ich kann verstehen, dass sich die Menschen in Deutschland nun fragen, ob die Preise steigen“, sagte er und betonte: „Fakt ist, dass Fliegen nie günstiger war als heute. Und dieser langjährige Trend wird sich sicher nicht umkehren.“

Spohr: „Mammutaufgabe“

Mit Blick auf die Eingliederung von Air Berlin sprach Spohr von einer „Mammutaufgabe einer so noch nie da gewesenen Integration“. 81 von 140 Flugzeugen will AUA-Konzernmutter Lufthansa übernehmen, dazu 3000 Mitarbeiter, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen sollen. „Es müssen Flugzeuge übertragen werden, Verhandlungen mit den Leasinggesellschaften stehen an, für das Umlackieren der Flugzeuge müssen Kapazitäten gebucht werden, und wir brauchen viele Tausend Schulungs- und Trainingseinheiten für die neuen Mitarbeiter“, sagte Spohr.

Nach einem internen Übernahmeplan muss Lufthansa 400 Pilotenstellen besetzen. Dafür gebe es 1100 Bewerber, darunter 300 Air-Berlin-Mitarbeiter. Für die rund 800 ausgeschriebenen Flugbegleiterjobs lägen 1400Bewerbungen vor, davon 450 von Air Berlin.

Auch für AUA-Chef Kay Kratky bleibt die Ausgangslage ambitioniert. Das bisher ausgegebene Gewinnziel von 100 Millionen Euro ist für ihn nur ein „Zwischenergebnis, wir brauchen 140 bis 160 Millionen als Unternehmensergebnis“, sagte er dem Fachmagazin „Austrian Aviation Net“. Dieses Ergebnis sei notwendig um sich neue Langstreckenflugzeuge leisten zu können, betonte Kratky.

Außerdem soll der Sparstift regieren, insbesondere bei Personal- und Infrastrukturkosten, Zulieferern und Partnern – bei Letzteren soll es vor allem um Abfertigungsgebühren, um Flugsicherungsgebühren und um das Catering gehen. Die Verträge mit dem Caterer Do&Co laufen 2018 aus – daher gibt es derzeit eine Neuausschreibung. Verbessern will Kratky auch die Auslastung der Flugzeuge. Im Schnitt ist bei der Lufthansa-Tochter AUA jeder vierte Platz leer. (gh/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2017)

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