Kevin Spaceys Zwangs-Outing

Wandlungsfähiger Schauspieler: Kevin Spacey.
Wandlungsfähiger Schauspieler: Kevin Spacey.APA/AFP/ROBYN BECK
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Im Zuge des Weinstein-Skandals bezichtigte ein Kollege den Schauspieler des Missbrauchs. Spacey bekannte sich zur Homosexualität.

Wien/Los Angeles. Ob als skrupelloser US-Präsident Frank Underwood in der Serie „House of Cards“ oder als kiffender Aussteiger Lester Burnham in „American Beauty“, der sich in Tagträumen nach der Highschool-Freundin seiner Tochter verzehrt: Der zweifache Oscar-Gewinner Kevin Spacey gilt als einer der wandlungsfähigsten und versiertesten Schauspieler Hollywoods, nebenbei leitete er noch jahrelang das Shakespeare-Theater Old Vic in London. Dass sich der 58-Jährige im wahren Leben zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt, galt lange als offenes Geheimnis in der Filmwelt – auch wenn der Star sein Privatleben öffentlich stets unter Verschluss hielt.

Damit ist es nun vorbei. Überstürzt outete sich Spacey via Twitter als homosexuell – allerdings erst nach dem Vorwurf der sexuellen Belästigung durch den Schauspielerkollegen Anthony Rapp (der derzeit in „Star Trek: Discovery“ einen homosexuellen Wissenschaftler spielt). Im Onlineportal Buzzfeed schilderte Rapp den Vorfall, der sich vor mehr als 30 Jahren während einer Party in Spaceys New Yorker Wohnung ereignet hatte. Er habe sich zum Fernsehen ins Schlafzimmer zurückgezogen, bis der offensichtlich betrunkene Spacey hereingekommen sei, sich auf ihn gelegt und versucht habe, ihn zu verführen, erinnerte sich der damals 14-jährige Broadway-Kinderstar.

Der Skandal um den Filmmogul Harvey Weinstein und die darauf folgende Empörungswelle unter dem Motto #MeToo, der sich immer mehr Schauspielerinnen und Frauen anschließen und die sich zu einem weltweiten Tsunami auswächst, habe ihn motiviert, das traumatische Erlebnis zu enthüllen, sagte der heute 45-jährige Rapp.

Kevin Spacey reagierte umgehend. „Ich kann mich ehrlich nicht an die Begegnung erinnern. Ich bin aber mehr als entsetzt, diese Geschichte zu hören. Wenn ich mich so verhalten habe, wie er es beschreibt, schulde ich ihm die aufrichtigste Entschuldigung.“ Er habe stets Beziehungen zu Männern wie Frauen gehabt, werde fortan aber als schwuler Mann leben, erklärte Spacey. Die Art und Weise seines Outings nach versuchtem Missbrauch eines Minderjährigen erntete Kritik. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2017)


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