Russland-Affäre: Paul Manafort, ein Lobbyist im Zwielicht

REUTERS/James Lawler Duggan
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Jahrelang pflegte Trumps angeklagter Ex-Wahlkampfchef enge Beziehungen mit Autokraten. Er könnte der erste fallende Dominostein werden, hoffen die Gegner des US-Präsidenten.

Wie gefährlich kann Donald Trump sein früherer Wahlkampfchef noch werden? Mit der nun erhobenen Anklage gegen Paul Manafort in der Russland-Affäre verschärfen sich in Washington die Spekulationen darüber, ob der Politikberater unter dem Druck der Justiz auspacken und andere Trump-Mitarbeiter sowie womöglich gar den Präsidenten selbst zu Fall bringen könnte. Manafort - so die Hoffnung vieler Trump-Gegner - könnte der erste fallende Dominostein werden.

Doch bleibt dies vorerst Spekulation. Denn obgleich die Anklagen gegen Manafort und zwei weitere frühere Mitarbeiter des Trump-Teams eine dramatische weitere Eskalation der Russland-Affäre bedeuten - neues Licht in die Affäre bringen sie nicht wirklich.

Die 31-seitige Anklageschrift konzentriert sich auf mutmaßliche Geldwäschepraktiken im Zusammenhang mit Manaforts langjähriger Lobbyistenarbeit für prorussische Kräfte in der Ukraine. Seine Arbeit für Trump wird hingegen darin nicht einmal gestreift.

Die Anklageschrift liefert also keinerlei Hinweise darauf, dass Manafort in irgendwelche Absprachen mit Moskau über den US-Wahlkampf verwickelt gewesen sein könnte - geschweige denn darauf, dass er den Präsidenten mit Enthüllungen in Not bringen könnte.

Trump legt Anklageschrift zu seinen Gunsten aus

Trump legte die Anklageschrift prompt zu seinen Gunsten aus. "Sorry", merkte der Präsident spöttisch an die Adresse seiner Gegner an. Die Beschuldigungen beträfen Vorgänge, die "Jahre her" seien, also in die Zeit vor Manaforts Mitarbeit im Wahlkampfteam fielen.

Allerdings ist die Geldwäsche-Anklage womöglich nur vordergründig ein bloßes Nebenprodukt der Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller, deren Hauptgegenstand die russischen Interventionen im US-Wahlkampf und mögliche Beziehungen des Trump-Teams mit Moskau sind. Denkbar ist, dass Mueller den hartgesottenen Lobbyisten weichzuklopfen beabsichtigt, damit dieser als Kronzeuge zum Kern der Russland-Affäre aussagt. Immerhin droht Manafort für die Geldwäsche-Vorwürfe eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren.

Der 68-Jährige gilt schon seit längerem als eine Schlüsselfigur der Russland-Affäre. Er unterhielt früher Geschäftsverbindungen zum Kreml-nahen Oligarchen Oleg Deripaska, mit dem er sich allerdings später überwarf. Für den gestürzten ukrainischen Staatschef Viktor Janukowitsch, einen Verbündeten des russischen Staatschefs Wladimir Putin, und dessen pro-russische Partei arbeitete Manafort fast ein Jahrzehnt lang.

Ukraine-Connection wurde Manafort zum Verhängnis

Als Trump-Berater war Manafort dann auch im Juni 2016 bei jenem ominösen Treffen im New Yorker Trump Tower mit einer russischen Anwältin dabei, der Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden. Manafort war damals noch relativ frisch im Wahlteam - dass Trump ihn rekrutieren konnte, galt als veritabler Coup. Schließlich hatte Manafort bereits für die früheren Präsidenten Gerald Ford, Ronald Reagan und George Bush senior gearbeitet.

Manafort war allerdings schon damals eine Figur im Zwielicht. Denn im Laufe der Jahrzehnte hatte er diverse fragwürdige ausländische Politik- und Wirtschaftsgrößen zu seinen Kunden gezählt, darunter autokratische Herrscher wie Mobutu Sese Seko aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, und Ferdinand Marcos von den Philippinen.

Später konzentrierte sich Manafort auf seine Arbeit für Janukowitsch, dem er half, sein Image aufzupolieren und Wahlen zu gewinnen. Die Ukraine-Connection wurde dem Lobbyisten dann aber nur wenige Monate nach seinem Eintritt ins Trump-Team zum Verhängnis: Als ans Licht kam, dass er mutmaßlich über dunkle Kanäle 12,7 Millionen Dollar von der Janukowitsch-Partei kassiert hatte, trat er im August 2016 vom Posten des Wahlkampfchefs zurück. US-Ermittler saßen Manafort schon damals im Nacken.

Und nun hat die Justiz zugepackt. Nach seiner Anklageerhebung musste Manafort bereits am Montag seinen ersten Gang vor Gericht absolvieren - wo er allerdings in allen Anklagepunkten auf unschuldig plädierte. Weichgeklopft ist er also längst nicht. Allerdings wird Manafort demnächst viel Zeit zum Nachdenken haben: Er wurde unter Hausarrest gestellt.

(APA/AFP/Daniel Jahn)

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