Britischer Minister tritt nach Belästigungsvorwürfen zurück

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Verteidigungsminister Michael Fallon soll im Jahr 2002 bei einem Dinner einer Journalistin wiederholt ans Knie gefasst haben. Seinen Parlamentssitz will er behalten.

Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon ist zurückgetreten. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf einen Regierungssprecher am Mittwochabend. Der konservative Politiker war in der aktuellen Debatte über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz unter Druck geraten. Er soll 2002 bei einem Dinner einer Journalistin wiederholt ans Knie gefasst haben.

Viele der veröffentlichten Vorwürfe seien falsch, beharrte der Minister. Gleichwohl sei er "in der Vergangenheit hinter den hohen Standards zurückgeblieben, die wir an die Streitkräfte stellen", begründete Fallon seinen Rückzug aus dem Kabinett in einem Schreiben an Premierministerin Theresa May. Seinen Parlamentssitz wolle er aber behalten.

Lobende Worte von May für Fallon

May lobte ihren bisherigen Verteidigungsminister am Abend in einem Antwortschreiben: In seiner Amtszeit seit 2014 habe er dazu beigetragen, dass die britischen Streitkräfte im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) erfolgreich waren und mehr als drei Millionen Menschen aus den Fängen der islamistischen Fundamentalisten befreit werden konnten, hieß es in dem Brief der Regierungschefin an Fallon, den mehrere Medien am Abend veröffentlichten.

Seit den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein haben Hunderttausende Frauen und Männer von ähnlichen Vorfällen berichtet und eine breite Debatte über derartige Taten angestoßen. In den vergangenen Tagen war zudem eine Reihe von Missbrauchs-Vorwürfen gegen britische Politiker laut geworden. Premierministerin Theresa May lud die Parteichefs daher für Anfang kommender Woche zu einem Treffen ein, um einen einheitlichen Beschwerdeweg für derartige Fälle festzulegen.

Ins Rollen kam die Debatte um sexuelle Übergriffe, nachdem Außenhandels-Staatssekretär Mark Garnier eingeräumt hatte, seiner Sekretärin den Kauf von Vibratoren aufgetragen zu haben.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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