Saudiarabiens König lässt reichsten Araber festnehmen

APA/AFP/STR
  • Drucken

Eine weitreichende Verhaftungswelle verschafft König Salmans Nachfolger Prinz Mohammed mehr Macht. Auch der Milliardär Al-Walid bin Talal musste daran glauben.

Saudiarabiens König Salman hat zwei zentrale Minister in seinem Kabinett ausgetauscht und zugleich Kronprinz Mohammeds Kontrolle über den Sicherheitsapparat des Landes gefestigt. Der Fernsehsender Al-Arabija berichtete, ein neu geschaffener Anti-Korruptionsausschuss, den der 32-jährige Kronprinz leitet, habe elf Prinzen und 38 hochrangige Ex-Regierungsmitarbeiter festnehmen lassen.

Wie aus einem am Samstag über staatliche Medien verbreiteten königlichen Dekret hervorgeht, ernannte Salman einen neuen Wirtschaftsminister und einen neuen Minister der Nationalgarde. Mohammed, der erst im Juni zum Kronprinzen ernannt wurde und bereits Verteidigungsminister ist, übernahm demnach zusätzlich die Leitung des neu geschaffenen Anti-Korruptionsausschusses. Dieser erhielt umfangreiche Befugnisse. So kann das Komitee Ermittlungen einleiten, Haftbefehle erlassen sowie Reiseeinschränkungen und das Einfrieren von Vermögenswerten anordnen.

Unter den Dutzenden Festgenommenen ist laut regierungsnahen Medien auch der Milliardär Al-Walid bin Talal. Der 62-jährige Saudi gilt als einer der einflussreichsten Geschäftsleute im Nahen Osten. Prinz Walid, ein Enkel des Staatsgründers Ibn Saudi, ist dem Magazin "Forbes" zufolge mit etwa 16 Milliarden Euro Vermögen der reichste Mann der arabischen Welt. Sein Geld hat er mit einem Immobilienimperium gemacht. Ihm gehören über seine Kingdom Holding unter anderem zahlreiche Luxushotels wie das George V in Paris oder das Savoy in London. Auch am Kurznachrichtendienst Twitter ist er beteiligt.

Die Kingdom Holding hat mitten in Korruptionsermittlungen die Rückkehr in die Gewinnzone vermeldet. Die Aktien der Investmentfirma fielen um mehr als sieben Prozent. Die Kingdom Holding - die Firma ist etwa an der US-Bank Citigroup und dem Kurznachrichtendienst Twitter beteiligt - schrieb im dritten Quartal einen Gewinn von 247,5 Mio. Rial (56,67 Mio. Euro) nach einem neu berechneten Minus von 355 Mio. Rial im Jahr zuvor.

Auch der ehemalige Finanzminister Ibrahim al-Assaf und der Ex-Vorsitzende des königlichen Gerichts, Khalid al-Tuwaijri, seien inhaftiert worden, hieß es.

Kronprinz treibt Modernisierung voran

Neuer Minister der Nationalgarde wurde Khaled bin Ajjaf. Er ersetzt Prinz Miteb. Dieser war der Lieblingssohn des verstorbenen Königs Abdullah. Lange galt er als führender Anwärter auf den Thron. Prinz Miteb war der letzte Vertreter des Abdullah-Zweigs der königlichen Familie, der noch einen höheren Posten in Saudi-Arabiens Machtgefüge innehatte. Wirtschaftsminister Adel Fakieh wurde durch seinen Stellvertreter Mohammed al-Tuwaijri ersetzt.

Bereits im September hatten die Behörden des Königreichs rund zwei Dutzend Menschen festgenommen, darunter einflussreiche Geistliche. Der neue Kronprinz hatte Ende Oktober bei einem Wirtschaftsforum eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien in Aussicht gestellt. Der Kronprinz, der erst vor wenigen Monaten von seinem Vater Salman zum Thronfolger ernannt wurde, gilt als treibende Kraft hinter den Personalentscheidungen in der Monarchie. Der Sohn des 81-jährigen Königs Salman hatte schon nach seiner Ernennung zum Kronprinz im Juni einen Modernisierungskurs angekündigt.

Saudiarabien wird vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Lesart des Islam. Das Herrscherhaus der al-Saud hatte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit wahhabitischen Religionsgelehrten geschlossen, das bis heute Bestand hat und den Gelehrten weitreichenden Einfluss auf Religions- und Lebenspraxis in Saudiarabien gewährt.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.