Russland kritisiert Österreichs OSZE-Vorsitz

APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Russische Diplomaten fordern von Österreich "5+2"-Verhandlungen zu Transnistrien, einer abtrünnigen Provinz Moldaus.

Parallel zum Disput über abgelehnte Visa für Journalisten von der Krim haben russische Diplomaten Ende vergangener Woche auch Kritik an Österreichs OSZE-Vorsitz geübt und vehement die Abhaltung internationaler "5+2"-Verhandlungen zu Transnistrien, einem abtrünnigen Teil Moldaus, gefordert.

In zehn Monaten des österreichischen OSZE-Vorsitzes habe es keine einzige Sitzung des "5+2-Formats" gegeben, klagte am Freitag Russlands Sonderbotschafter Sergej Gubarew gegenüber der Nachrichtenagentur "Interfax". Dem Verhandlungsformat zur Regulierung des seit 1992 andauernden moldauisch-transnistrischen Konflikts gehören neben den Konfliktparteien Republik Moldau (Moldawien) und Transnistrien, die OSZE, Russland und die Ukraine sowie die EU und USA als Beobachter an.

"Die Position Österreichs in dieser Frage ist meines Erachtens falsch", sagte Gubarew. "Der österreichische OSZE-Sonderbeauftragte geht von der idealistischen Annahme aus, dass jedes Treffen im Format '5+2' zur Unterzeichnung wesentlicher Vereinbarungen zwischen Chisinau und Tiraspol führen muss." Wenn dies aber so wäre, hätten die Konfliktparteien schon lange alle Probleme gelöst und es gäbe keine Notwendigkeit für internationale Vermittlung, kritisierte der russische Diplomat.

Bereits am Donnerstag hatte der russische Vizeaußenminister Grigori Karassin ähnliche Kritik an Österreichs OSZE-Vorsitz in der Moskauer Tageszeitung "Iswestija" geübt.

Österreich feiert Brückeneröffnung als Erfolg

Der österreichische OSZE-Sonderbeauftragte Wolf-Dietrich Heim schließt indes ein Treffen im "5+2-Format" keinesfalls aus. Am Freitag begrüßte er die historische Entscheidung, eine seit 1992 gesperrte Brücke über den Fluss Dnister, die die Republik Moldau und die abtrünnige Region verbindet, wieder zu eröffnen. "Das ist eine gute Nachricht für die Bevölkerung auf beiden Seiten des Flussufers und öffnete eine maßgebliche Verkehrsader, verbessert die Verbindungen, kann den Handel ankurbeln und hilft ebenso, das Vertrauen zwischen beiden Seiten aufzubauen", erklärte Heim in einer OSZE-Pressemitteilung am Freitag.

Heim sprach gleichzeitig von einem gemeinsamen Erfolg der Konfliktparteien sowie der internationalen Partner im "5+2-Format" und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es in Wien zu einem Treffen in diesem Format kommen könnte.

Disput um Visa für Krim-Journalisten

Russlands deutlich artikulierte Kritik am österreichischen OSZE-Vorsitz kommt nahezu gleichzeitig mit einem heftigen Visa-Disput zwischen Moskau und Wien, der am Donnerstag zur Folge hatte, dass der österreichische Geschäftsträger in das russische Außenministerium zitiert wurde: Die österreichische Botschaft in Moskau hatte drei Journalisten von der Krim die Erteilung von Visa verweigert und sie damit an der Teilnahme an einer OSZE-Veranstaltung in Wien gehindert. In Ermangelung der Anerkennung von Russlands Annexion der ukrainischen Halbinsel können Visa für Krim-Bewohner laut EU-Vorgaben nur in Vertretungsbehörden in der Ukraine erteilt werden.

Die Abwesenheit der Krim-Journalisten, die am OSZE-Treffen "Die Rolle freier Medien für einen umfassenden Zugang bei Sicherheitsfragen" in der Wiener Hofburg hätten teilnehmen wollen, war am Freitag auch Thema auf der Veranstaltung selbst. Nachdem die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, angekündigt hatte, dass die Betroffenen in Wien per Videobotschaft zu Wort kommen würden, hatte Russland diesen Wunsch auch vorgebracht. Vertreter der österreichischen OSZE-Präsidentschaft lehnten jedoch nach APA-Informationen dieses Begehren am Freitag ab und die russische Videobotschaft wurde im Rahmen der OSZE-Veranstaltung nicht gezeigt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Moskau: "Bestimmte Vertreter der westlichen Welt" gegen Einladung von Krim-Journalisten

Russische Außenamtssprecherin Sacharowa erneuert Kritik in Sachen österreichischer Visums-Verweigerung. Die russische Vertretung in Wien zürnt ebenfalls wegen einer nicht gezeigten Videobotschaft auf der OSZE-Tagung.
CRIMEA RUSSIA � NOVEMBER 4 2017 A Soldier and Sailor monument in Sevastopol Sergei Malgavko TASS
Außenpolitik

FPÖ: Krim-Besuch keine Delegation im Auftrag der Partei

Er sehe in der Reise einen persönlich motivierten Beitrag" zur "friedlichen Entschärfung des Konflikts", sagte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.
Sebastian Kurz
Außenpolitik

Kurz "gänzlich anderer Meinung" als FPÖ-Besucher auf der Krim

Der ÖVP-Chef betont, seine Meinung als Außenminister habe sich nicht geändert. Die Koalitionsverhandlungen will er "mit voller Kraft fortsetzen".
Detlef Wimmer bei einem TV-Interview mit dem russischen Fernsehen.
Außenpolitik

FPÖ-Wimmer: "Warum sollte man Zweifel haben, wem die Krim gehört?"

Die FPÖ-Politiker Jenewein und Wimmer wollen sich auf der Krim für die Anerkennung der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel einsetzen. Der heikle Besuch findet zur Zeit der Regierungsverhandlungen statt. ÖVP-Sprecher betont: "Annexion war völkerrechtswidrig."
Sergej Lawrow (re.) und der neue OSZE-Generalsekretär Thomas Greminger in Moskau.
Außenpolitik

Lawrow liest Österreich die Leviten

Die österreichische Botschaft in Moskau erteilt Journalisten aus der Krim kein Visum. Sie hätten es in Kiew beantragen müssen. Außenminister Lawrow schäumt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.