Streit um "Allah": Brandanschläge auf drei Kirchen

Malayische Christen dürfen ihren Gott "Allah" nennen - dieses Gerichtsurteil hat eine Welle der Gewalt in Kuala Lumpur verursacht. Unbekannte warfen Brandbomben auf drei Kirchen in der Hauptstadt.

In Malaysia eskaliert der Streit über die Verwendung des Gottesbegriffs Allah durch Angehörige der christlichen Minorität. Auf drei Kirchen in der Hauptstadt Kuala Lumpur wurden am Freitag Brandanschläge verübt, wie die Polizei mitteilte. Premierminister Najib Razak verurteilte die Gewalt und erklärte, die Regierung des Königreichs werde alles tun, um solche Übergriffe zu verhindern.

Vor einer Kirche in Kuala Lumpur schleuderten laut Polizeiangaben Unbekannte auf einem Motorrad kurz nach Mitternacht eine Brandbombe. Durch die Flammen wurden mehrere Räume zerstört. Wenige Stunden später wurden zwei weitere Kirchen angegriffen, an einer entstand Sachschaden.

In Malaysia eskaliert der Streit um die Verwendung des Gottesbegriffs "Allah": In der Hauptstadt Kuala Lumpur haben Unbekannte seit Donnerstag acht Kirchen angezündet. (c) REUTERS (BAZUKI MUHAMMAD)

Auslöser der religiösen Gewalt ist ein Urteil eines Gerichts in Kuala Lumpur vom 31. Dezember, wonach Christen ihren Gott in arabischen Übersetzungen auch "Allah" nennen dürfen. (c) AP (Lai Seng Sin)

Geklagt hatte die christliche Zeitung "The Herald". Zuvor hatte die Islambehörde des Landes der Zeitung Verboten, das Wort "Allah" für den christlichen Gott zu verwenden. Die Behörde habe aber keinen Allein-Anspruch auf das Wort "Allah", erklärte der Oberste Richter Lau Bee Lan. (c) EPA (AHMAD YUSNI)

Der Chefredakteur des "Herald", Pater Lawrence Andrew, nannte das Urteil eine Stärkung der "Meinungs- und Religionsfreiheit in diesem Land". (c) REUTERS (BAZUKI MUHAMMAD)

Innerhalb kürzester Zeit formierte sich Widerstand in Malaysia, wo 60 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens ist. Die Regierung kündigte an, gegen das Urteil zu berufen. (c) REUTERS (BAZUKI MUHAMMAD)

Tausende Demonstranten gingen auf die Straße, um gegen das Urteil zu demonstrieren. (c) AP (Lai Seng Sin)

Selbst in der Internet-Community Facebook formierte sich eine Gruppe, die Nicht-Muslimen die Verwendung des Wortes Allah verbieten will. (c) REUTERS (BAZUKI MUHAMMAD)

In der Nacht auf Freitag - eine Woche nach dem Urteil - wurden die Proteste gewalttätig: Auf drei Kirchen in der Hauptstadt Kuala Lumpur wurden Brandanschläge verübt. (c) AP (Mark Baker)

Die Metro Tabernacle Church in der Vorstadt Desa Melawati wurde durch den Brandsatz zerstört. (c) AP (Mark Baker)

Die Polizei tappt auf der Suche nach den Tätern noch im Dunkeln. (c) AP

Premierminister Najib Razak verurteilte die Gewalt und erklärte, die Regierung des Königreichs werde alles tun, um solche Übergriffe zu verhindern. (c) AP (Mark Baker)

Indes rufen die Muslime auf, sich "für den Islam zu vereinigen". (c) AP (Lai Seng Sin)

Vor den großen Moscheen des Landes finden Demonstrationen statt. (c) AP (Mark Baker)

Christlicher Gott als "Allah"

Auslöser der religiösen Spannungen ist ein Gerichtsentscheid von Ende Dezember, wonach es der katholischen Zeitung "The Herald" erlaubt ist, den christlichen Gott als Allah zu bezeichnen. Das Urteil löste bei vielen Muslimen Empörung aus, die Regierung hat die Entscheidung angefochten. Rund 60 Prozent der 28 Millionen Einwohner Malaysias sind Muslime. Der Gebrauch des Wortes Allah war bis zu dem umstrittenen Gerichtsbeschluss nur im islamischen Kontext erlaubt.

Arabisch sprechende Juden und Christen verwenden Allah auch in Bibelübersetzungen in der arabischen Sprache. Für das Christentum stellt sich im Hinblick auf den interreligiösen Dialog die Frage, ob der Allah der Muslime und der Gott der Bibel identisch sind. Im Konzilsdokument Nostra Aetate der katholischen Kirche heißt es: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat."

(Ag.)