Kreuzfahrtriesen werden aus Venedig verbannt

AFP (ANDREA PATTARO)
  • Drucken

Große Passagierschiffe müssen künftig einen Bogen um die bei Touristen beliebte Altstadt von Venedig machen.

Aus für Kreuzfahrtkolosse in Venedigs Altstadt: Künftig sollen keine riesigen Schiffe mehr direkt am Markusplatz vorbei über den Giudecca-Kanal fahren, wie das italienische Verkehrsministerium am Dienstagabend mitteilte. Stattdessen sollen Passagierschiffe ab 2019 nach und nach jenseits der Lagune in Marghera anlegen. Dafür soll ein neuer Hafen gebaut werden - die Kosten sind noch unbekannt.

Das zuständige Komitee habe grünes Licht für den entsprechenden Vorschlag der Regierung gegeben, erklärte Verkehrsminister Graziano Delrio im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er äußerte sich nach interministeriellen Beratungen, an denen auch lokale Behörden und Gemeindevertreter teilnahmen. Der Einigung waren eineinhalbjährige Verhandlungen vorangegangen.

Nach dem Plan sollen die Kreuzfahrtdampfer künftig weiter südlich in die Lagune einfahren - so wie jetzt bereits Containerschiffe und Öltanker. Die größten Passagierschiffe sollen im Industriegebiet Marghera anlegen, in einem Hafen, der eigens dafür gebaut werden muss und wo die Passagiere aussteigen sollen. Kleinere Schiffe sollen weiter im bereits existierenden Hafen einlaufen, aber über einen Kanal fahren, der um mehrere Meter vertieft werden muss.

Bürgermeister Luigi Brunaro nannte die Regelung ein "großes Ergebnis für die Venezianer". Allerdings gibt es noch keine offiziellen Kostenschätzung. Kritiker hatten gefordert, dass Kreuzfahrtschiffe gar nicht mehr in die Lagune einfahren dürfen. Stattdessen hätte ein Passagierterminal am Eingang der Lagune gebaut werden sollen.

Nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" im Jahr 2012 vor einer Insel im Westen Italiens hatte die Regierung in Rom den Verkehr größerer Passagierschiffe deutlich eingeschränkt. Vor allem Venedig war davon betroffen.

Die Kreuzfahrtunternehmen verbannten Schiffe mit mehr als 96.000 Tonnen Gewicht komplett aus der Lagune und verringerten allgemein die Zahl der großen Passagierschiffe. Nach Angaben des internationalen Kreuzfahrtanbieter-Branchenverbandes Clia ging die Zahl der Passagiere in Venedig seit 2013 um eine halbe Million zurück. Demnach kamen 2017 noch etwa 1,4 Millionen Kreuzfahrt-Touristen in die Lagunenstadt.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Home

Venedigs Bürgermeister beschimpft Touristen als Bettler

Ein Professor wundert sich über die Rechnung von 526 Euro für ein Mittagessen nahe dem Markusplatz - und wird promt als Bettler abgestempelt.
Kreuzfahrtschiffe belasten die Umwelt in der Lagunenstadt schwer, klagen Aktivisten in Venedig.
Weltjournal

Venedigs Scheinlösung für Kreuzfahrtschiffe

Riesige Schiffe sollen künftig einen Umweg rund um das historische Zentrum nehmen, aber in die Lagune dürfen sie trotzdem einfahren. Umweltschützer zeigen sich empört, zumal der Ausweichhafen gar nicht fertig gebaut ist.
 Für viele ist eine Fahrt vorbei am Dogenpalas und  am Markusplatz ein Highlight
Home

Aus für Kreuzfahrtkolosse in Venedigs Zentrum nur eine Augenwischerei?

Große Passagierschiffe müssen künftig einen Bogen um die bei Touristen beliebte Altstadt von Venedig machen. Umweltschützer sind trotzdem empört: Denn der Plan sieht laut Medienberichten auch vor, dass Schiffe mit mehr als 96.000 Tonnen in die Lagune einfahren können.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.