Robert Pfaller: »Plötzlich sollen Frauen wieder hilflose, unschuldige Hascherln sein.«

Robert Pfaller
Robert PfallerDie Presse Clemens Fabry
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Der Befund, zu dem der Philosoph Robert Pfaller in seinem neuen Buch »Erwachsenensprache« kommt, ist ernüchternd.

„Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur“ heißt Ihr neues Buch. Wir haben es einem Erlebnis während eines Fluges in die USA zu verdanken?

Robert Pfaller: Ja. Auf diesem Flug bin ich beim Versuch, mir Michael Hanekes Film „Amour“ in der Bordvideothek anzusehen, tatsächlich vor „Erwachsenensprache“ gewarnt worden.

Das hat Sie irritiert?

Dieses Erlebnis erscheint mir exemplarisch für eine bestimmte Entwicklung in westlichen Gesellschaften – nämlich dass zunehmend angenommen wird, man könne selbst erwachsenen Menschen nicht selbstverständlich zumuten, mit Sprache oder auch Dingen und Praktiken umzugehen, die für erwachsene Menschen bestimmt sind.

Was verstehen Sie eigentlich unter Erwachsenensprache?

„Erwachsenensprache“ wäre aus meiner Sicht ein Name für diese Selbstverständlichkeit. Erwachsenheit ist auf der individuellen Ebene das, was auf der politischen Ebene die Mündigkeit politischer Bürgerinnen und Bürger ist: die Fähigkeit, Fremdes zu dulden, Dissens zu ertragen, ihm mit Argumenten zu begegnen und den öffentlichen Raum nicht den eigenen privaten Bedürfnissen und Befindlichkeiten unterwerfen zu wollen.

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