Anfang Oktober präsentierte Sonos seinen runderneuerten Lautsprecher mit Amazons Assistentin Alexa. „Die Presse“ hat das smarte, teils schwerhörige Gerät getestet.
Ein Produkt sollte zum Marktstart fertig sein. Zumindest einen vollkommenen, ausgereiften Zustand bei seinem neuen Besitzer erwecken. Hie und da noch nachzubessern ist ja absolut legitim. Manches lässt sich auch wirklich erst im Live-Betrieb erkennen und ausbessern. Doch immer mehr Hersteller werfen halbgare Produkte auf den Markt und merzen dann - im besten Fall - mit wöchentlichen Updates Software-Probleme aus.
Immer öfter kommt es auch vor, dass Funktionen nachgereicht werden. Der Käufer wird damit immer mehr zum zahlenden Beta-Tester. Der Sonos-Lautsprecher mit Alexa-Integration, der im Oktober in New York vorgestellt wurde, degradiert den Besitzer zum Beta-Tester, der dazu noch mit 229 Euro relativ tief in die Tasche dafür greifen muss. Es zeigt aber auch, dass sich der Paradigmenwechsel bei Sonos vom Soundsystem-Hersteller zum Anbieter einer offenen Plattform schwieriger gestaltet, als vielleicht anfänglich angenommen. Spotify war zum Marktstart noch nicht verfügbar. Die Hörbuch-App Audible wird erst Anfang 2018 an Bord sein. Und auch sonst hat das System noch seine Kinderkrankheiten.
Und sonst so?
Vor der Inbetriebnahme ist es aber nötig, dass die neue Mitbewohnerin Alexa auch mit dem Sonos One warm wird. Dafür darf der Besitzer als Mittler und „App-Installateur“ dienen. Sobald sich die beiden Apps „kennen“ und über den Punkt „Sprachdienste“ in der Sonos-App miteinander verknüpft sind, geht es weiter zur Auswahl der favorisierten Musikdienste.
Im Fall des Tests war es Amazon Music und die bevorzugte Musik vom Broadway-Erfolg „Hamilton“, da das Album verschiedene Musikrichtungen bietet, um den Klang der Box auch testen zu können. Und hier gibt es absolut nichts zu meckern. Das Testgerät wurde als "Wohnzimmer" in der App bezeichnet und neben jenem besagten Raum auch in der Küche, im Badezimmer und im Schlafzimmer getestet. Sonos schafft es, in einen kleinen Zylinder sehr viel Klang und Lautstärke zu packen. In den Höhen, Tiefen und auch beim Bass überzeugt das kleine Wunderkasterl.
Alexa, die Zicke
Allen vorangestellt sei, dass sich Alexa jederzeit manuell am Gerät ausschalten lässt. Das hilft nicht nur gegen Paranoia. Auch bei Fernsehabenden lohnt die Funktion. Denn zwischen Fernseh-Gerät und Alexa scheint - zumindest bei der Testerin - eine spezielle Verbindung zu bestehen. Kaum ist aus dem Fernseher irgendetwas mit Alex zu hören, meldet sich schon die Assistentin ganz bereitwillig. Auf taube Ohren stößt dann die Testerin. Die Gesprächskultur mit Alexa funktioniert ganz nach dem Prinzip: „Ich kann es nicht besser erklären, nur lauter“. Im Theater-Sprechdeutsch mit erhobener Stimme pariert die Zicke dann endlich. Erstaunlich ist, dass Alexa mit der Zeit aber zugänglicher wird. Und dann auch kaum Probleme mit dem Verständnis hat, wenn es viele Nebengeräusche gibt. Mit der entsprechenden Geräuschkulisse kann Alexa anscheinend erst ihr Potenzial entfalten.
Ungewohnte Selbstgespräche
Es gibt zwei Arten von Nutzern. Jene, die der Sprachsteuerung ab dem ersten Moment etwas abgewinnen können und die anderen, die auch nach längerem Testen lieber auf die Bequemlichkeit verzichten, anstatt mit einem Stück Plastik zu sprechen. Wer welcher Typ ist, muss schlussendlich jeder für sich entscheiden.