Toplagen Graz: Ausverkaufte Villenviertel an der Mur

Was luxuriöses Wohnen in der steirischen Hauptstadt kostet.

Wenn das Budget und der Wunsch nach einer repräsentativen Villa samt parkähnlichem Garten groß genug sind, sollte man meinen, dass einem erfolgreichen Immobilienkauf nichts im Wege steht. Das mag vielerorts so seien – in Wiens 19. Bezirk beispielsweise haben potenzielle Villenkäufer derzeit eher die Qual der Wahl – in Graz sind sie aber zur Zeit aus. „Im Moment gibt es fast kein Angebot“, berichtet etwa Edith Strohmaier, Inhaberin der gleichnamigen Immobilien-Unternehmens.

Begehrt, aber aus

Makler Hannes Purkarthofer, Inhaber von Purkarthofer-Kienzl, umschreibt es mit den Worten „wenn man dort eine Villa verkaufen darf, ist das eine Ehre“ und Karin Marchl, Geschäftsführerin von Herzog Immobilien hat „eine lange Liste mit Kunden, „auf die ich sofort zugreifen könnte, wenn ich eine schöne Villa in der Schubertstraße hätte“. Aber eben „hätte“, denn Villen in der legendären Schubertstraße, die sich von der Beethovenstraße bis zum Hilmteich hinauf zieht, kommen derzeit kaum auf den Markt. Und an den ringsum gelegenen anderen Straßenzügen wie der Auersperg- oder der Hartenaugasse sieht es kaum anders aus. Für die hier stehenden Gründerzeitvillen ließen sich zwischen einer und drei Millionen Euro erzielen, wenn es denn welche gäbe – je nach Größe, Renovierungsgrad und Garten. Wobei manche der Villen in Sachen Garten schon ein wenig Federn lassen mussten. „In den Parkgärten einiger der Villen sind in der Vergangenheit Neubauten errichtet worden“, berichtet Strohmaier von Parifizierungen, die dem Charakter der schönen alten Villenstraße nicht unbedingt zuträglich waren – der Nachfrage aber keinen Abbruch tun. Ebenso wenig wie das knappe Angebot, „denn der Grazer kann auch warten, bis er genau die Top-Lage bekommt, die er will“, wie Marchl berichtet.

Grundsätzlich gehören zu den Top-Lagen in Sachen Villen neben Geidorf – in dem sich die Schubertstraße befindet – auch St. Leonhard, das Herz Jesu-Viertel und die traditionellen Villengebiete Rosenberg und Ruckerlberg. Wobei der Rosenberg eher die altehrwürdigen Häuser beherbergt, während sich die Architektur am Ruckerlberg je nach Lage unterscheidet. „Am Fuße des Ruckerlberges finden sich eher die klassischen Villen, am Berg selbst gibt es auch viel Neues“, so Marchl. Für den reinen Grund müssen in diesen Lagen laut Purkarthofer um die 500 Euro pro Quadratmeter kalkuliert werden – mindestens. „Angeblich ist auch schon versucht worden, am Ruckerlberg um 1000 Euro pro Quadratmeter zu verkaufen“, so der alteingesessene Makler, „aber ich beobachte das Grundstück, und bis jetzt habe ich noch keine Tätigkeit gesehen.“

Schallmauer 110.000 Euro

Eine andere Obergrenze in Sachen Quadratmeterpreise an der Mur liegt bei 10.000 Euro – allerdings pro luxuriösem Wohnquadratmeter. Und die ist nach Angeben der Makler bisher unerreicht – auch beim von großen öffentlichen Diskussionen begleiteten Prestige-Projekt Pfauengarten am Stadtpark. Das nach wie vor als das teuerste der Stadt gilt und für das anfänglich Preise jenseits der 10.000er-Schallmauer kolportiert wurden. „9300 war der beste Preis, der dort erzielt wurde“, berichtet Purkarthofer, der in die Vermarktung des Luxus-Wohnungen involviert war. Realistisch seien für luxuriöse Wohnungen in der Stadt Preise zwischen 6000 und höchstens 7000 Euro, so Strohmaier – und das gilt für wirkliche Topeinheiten in allerbester Lage. Zu denen zählen in der Grazer Altstadt die Herrengasse bis zum Hauptplatz, die unter Sporgasse bis zur Färber- beziehungsweise Hofgasse und die Sackstraße bis zum Kastner und Öhler. Wobei in der Grazer Altstadt eher das Mieten als der Kauf ein Thema ist, da hier viele Häuser in institutionellem Besitz sind und entsprechend wenig auf den Markt kommt. Für Mietwohnungen müssen laut Purkarthofer zwischen neun und zwölf Euro auf dem Quadratmeter gerechnet werden; gekauft wird um 4000 bis 6000 Euro. Wie in anderen Großstädten auch, leidet die Attraktivität des Wohnens mitten in der Altstadt in Graz an der Parkplatzsituation.

Und die Tatsache, dass man an der Mur auch von den Bezirken außerhalb in wenigen Minuten in der Innenstadt ist, sorgt nicht unbedingt für große Kompromissbereitschaft, sondern erhöht eher die Nachfrage nach ohnehin beliebten Wohnlagen in St. Leonhard, Geidorf und dem Herz-Jesu-Viertel, deren Popularität weiter steigt. Zwischen 3600 und 6500 Euro müssen dort für einen luxuriösen Erstbezug nach Purkarthofers Schätzung für den Kauf des gehobenen Wohnquadratmeters investiert werden; bei gebrauchten Immobilien liege der Preis zwischen 2500 und 4000 Euro. Womit Graz im Vergleich zu Wien, aber auch Salzburg, immer noch ein recht moderates Pflaster in Sachen Wohnluxus ist.

Teure Weinstraße

Was man von der Südsteiermark zumindest an ihren Hotspots nicht mehr unbedingt behaupten kann. „Dort bekommt man um eine halbe Million nichts mehr in einer Prestigelage“, weiß Marchl, „mit einer Million gibt es dann aber schon etwas sehr Schönes.“ Zu den gefragten Lagen zählen hier Grünruhe- und Aussichtslagen, an denen möglichst nicht die Touristenbusse vorbeifahren. Und zum Prestige-Anwesen gehört mindestens ein Hektar Weinberg – den auch die Wochenendwinzer gern bei ihrem Wochenend- und Feriendomizil dabei hätten. So viel braucht es nämlich, um einen eigenen Wein zu produzieren, „und mit dem schmücken sich ja auch die Prominenten in der Südsteiermark gern“, wie Purkarthofer weiß. „Dafür sind Peter Kraus oder Thomas Muster ja Paradebeispiele.“

Ganz oben auf der Liste der angesagtesten Orte für die Idylle in den Weinbergen stehen nach wie vor Ehrenhausen, Kitzeck, Gamlitz, Leibnitz und St. Nikolai sowie die Schilcher Weinstraße rund um Stainz. Mit einem Anwesen in den dortigen Hügeln lässt sich in Sachen Prestige so manches Penthouse in Innenstadtlage leicht ausstechen. Kommt dann noch ein geschichtsträchtiges Gebäude wie ein altes Kellerstöckl oder Presshaus dazu, das liebevoll zu einem komfortablen Refugium für das Wochenende adaptiert wurde, hat man es ganz nach oben in der südsteirischen Immobilienhierarchie geschafft. (SMA)

Toplagen Graz

Gut, aber aus lautet derzeit das Motto für schöne Gründerzeitvillen in den Einserlagen der steirischen Landeshauptstadt. Ganz ähnlich gestaltet sich die Situation für die begehrten Aussichtslagen an der südsteirischen Weinstraße.

Im Vergleich eher noch moderat sind die Preise dagegen bei innerstädtischen Objekten: Hier gelten die 10.000 Euro pro Wohnquadratmeter auch im Luxusbereich noch als Schallgrenze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2017)

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