Tirol: Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen grünen Gemeinderat

Mesut Onay
Mesut Onay APA/LIEBL DANIEL/ZEITUNGSFOTO.AT
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Der Innsbrucker Gemeinderatsklub dürfte den Mandatar wegen Vorwürfen aus dem Jahr 2005 ausschließen. Onay ortet eine Intrige der übrigen Klubmitglieder.

Innsbruck. Der langjährige Abgeordnete Mesut Onay soll vom grünen Gemeinderatsklub ausgeschlossen werden – der Formalakt sollte am Montagabend erfolgen. Dem 40-jährigen türkeistämmigen Innsbrucker werden im Zusammenhang mit einer sexuellen Belästigung eine „Grenzüberschreitung“, eine „Täter-Opfer-Umkehr“ und „fehlendes Bewusstsein für Opferschutz“ vorgeworfen – ein entsprechendes internes Schreiben liegt der „Presse“ vor. Onay vermutet eine Racheaktion und will als freier Mandatar im Gemeinderat bleiben – und bei den Wahlen im April 2018 mit einer eigenen Liste antreten.

Der inkriminierte Vorfall liegt zwölf Jahre zurück und war in Innsbruck schon mehrmals Thema öffentlicher Debatten. Onay hatte nach einem Konzert Sex mit einer Frau – nicht zum ersten Mal, wie er betont. Die beiden hätten eine Affäre gehabt, die über einen längeren Zeitraum angedauert habe. Onay sei in dieser Nacht weder aufdringlich noch aggressiv oder gar gewalttätig gewesen. Seine, wie er sagt, „Freundin“ habe zunächst Zweifel an der Fortführung ihrer Affäre geäußert, den anschließenden Geschlechtsverkehr hätten sie aber einvernehmlich gehabt.

Jahre später wurden seitens der Frau öffentlich Vorwürfe laut, er hätte ein Nein nicht akzeptiert. Eine Anzeige gab es nicht. Onay entschuldigte sich mehrfach mit der Begründung, die Grenzen würden „immer von der Frau definiert werden“. Er könne die Situation und ihr Verhalten falsch eingeschätzt haben. Er sprach die Anschuldigungen sogar bei seiner Rede im Zuge der Kandidatur für die Gemeinderatswahl 2012 an – und wurde gewählt. Onay zur „Presse“: „Alle wussten Bescheid. Ich bin immer transparent damit umgegangen.“

„80-prozentige Chance für Kandidatur“

Dann war von dem Vorfall jahrelang nichts zu hören – ehe vergangene Woche ein Zeitungsartikel die Geschehnisse im Zuge der Causa Peter Pilz erneut aufgriff. Da der grüne Gemeinderatsklub diesen Artikel zum Anlass nimmt, Onay auszuschließen, obwohl gegen ihn keine neuen Vorwürfe vorliegen, vermutet dieser eine Racheaktion. Denn Onay hatte sich als einziges Klubmitglied für Georg Willi als Bürgermeisterkandidat für die Wahlen im April ausgesprochen, alle übrigen Mandatare hätten Sonja Pitscheider präferiert. Willi wurde im Mai schließlich zum Spitzenkandidaten gewählt. Viele jetzige Klubmitglieder haben es dann nicht mehr auf wählbare Plätze geschafft. „Das war der Anfang einer emotionalen Trennung im Klub“, sagt Onay. Er erwägt nun, mit einer eigenen Liste anzutreten – Mitte Jänner soll die Entscheidung darüber fallen. Die Chancen für eine Kandidatur beziffert er im „Presse“-Gespräch mit „80 Prozent“ – er erhalte sehr viel Zuspruch.

Onay ist in Innsbruck seit rund 20 Jahren politisch aktiv und ausgezeichnet vernetzt. Ebenso wie die Familie des selbstständigen Versicherungsmaklers und Kulturkonzeptionisten, die unter anderem gleichnamige türkische Supermärkte betreibt. (kb)

(APA)

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