Pflegeheim - das "Horrorszenario" für Österreicher

Symbolbild: Pflegeheim
Symbolbild: Pflegeheim(c) Clemens Fabry (Presse)
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Die Mehrheit der Österreicher möchte in den eigenen vier Wänden alt werden - oder einmal bei den Kindern wohnen. Die größte Angst ist es, alleine zu sein, ergibt eine Studie des market Instituts.

Das market Institut hat erhoben, wie die Österreicher altern werden – und wie sie altern wollen. Die Ergebnisse der Erhebung „Ängste und Einsamkeit im Alter“, die im Auftrag vom Betreuten-Wohnen-Anbieter Silver Living entstanden ist, sollen heute Vormittag präsentiert werden. Schon vorab verriet Studienautor Werner Beutelmeyer dem Ö1-„Morgenjournal“ vom Dienstag den Grundtenor der Untersuchung: Die Österreicher befürchten demnach vor allem, im Alter mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen zu haben und haben Angst davor, zu wenig Freunde sowie keinen Partner zu haben.

„Das Phänomen erklärt sich einerseits aus der Urbanisierung“, sagt Beutelmeyer dem ORF-Radio. „Am Land schaut die Einsamkeitsverteilung anders aus, als in der Stadt.“ Hinzu komme eine steigende Lebenserwartung, „damit ist das Thema Einsamkeit in unserer Gesellschaft ein ganz zentrales“. In Zahlen bedeutet das: Rund ein Drittel aller 1052 Befragten fürchtet sich davor, keine Freunde zu haben – eine Angst, die mit steigendem Alter zunimmt. Bei den 60- bis 70-Jährigen befürchtet das jeder zweite.

Besonders hoch ist diese Angst unter Alleinstehenden: „Wir haben junge Singles, urbane Singles, lebensfrohe Singles, aber wir haben eine massive Singularisierung im Alter, geprägt von der Einsamkeit und auch von der großen Angst, eine schwere Erkrankung oder Pflegefall im Alter zu erleiden.“ Gerade letztere Singles seien überwiegend weiblich. Mit steigendem Alter, so der Studienautor weiter, nehme der Wunsch, mit der Familie zu leben, zu, dagegen nehmen die sozialen Kontakte in die Umgebung ab. „Man isoliert sich auch ein bisschen in der Familie.“

Altern in den eigenen vier Wänden

Ein weiteres Ergebnis der Erhebung: Die Mehrheit (53 Prozent) der Befragten möchte im Alter in den eigenen vier Wänden leben – oder zumindest bei den Kindern wohnen.

Als Alternative kommt für ein Drittel der Befragten betreutes Wohnen infrage. Angebote wie Seniorenwohnheime fallen hingegen durch. Beutelmeyer dazu: „Wenn man den Begriff Pflegeheim nennt, dann erntet man null Prozent. Das ist offenkundig die Horrorvision.“ Übersetze man das Wort Pflegeheim mit Seniorenresidenz, stelle sich die Lage etwas besser dar, da es hochwertiger klinge. Aber: „Selbst da landet man bei ganz niedrigen Prozentsätzen.“

Auf einen Blick

Die Online-Umfrage des Instituts market wurde unter 1052 Menschen ab 15 Jahren im Auftrag von Silver Living durchgeführt.

Bei 78 Prozent der Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren finden sich unter den fünf größten Ängsten, im Alter ein Pflegefall zu sein. 75 Prozent nannten Angst vor schweren Erkrankungen, 62 Prozent Furcht vor Demenz und 61 Prozent die Angst, im Alter unselbstständig zu sein.

Unter den über 70-Jährigen haben 89 Prozent Angst, ein Pflegefall zu werden und 75 Prozent, schwer zu erkranken. 63 Prozent fürchten sich davor, an Demenz erkranken und 59 Prozent, auf andere angewiesen zu sein.

Jeder Zweite der 60- bis 69-Jährigen befürchtet, im Alter nur noch wenige Freunde und Bekannte zu haben, und jeder Dritte partnerlos zu sein. Unter allen Befragten waren es 14 Prozent, die sich überzeugt gaben, im Alter einsam zu sein. Zwei Drittel haben Angst davor.

>>> Bericht im Ö1-"Morgenjournal"

(Red./APA)


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