Testessen: Kims Chingu

(c) Carolina Frank
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Koreanische Wein-Flatrate am Bahnhof.

Auf der Habenseite: Man kommt von hier ins Kamptal. Nachdem man aber auch in Spittelau oder Heiligenstadt noch einsteigen kann, gilt das nicht wirklich. Auf der Sollseite: vieles. Beim Franz-Josefs-Bahnhof ist kein Durchkommen, das düstere Glasunding trennt ungefähr den halben neunten Bezirk vom schmächtigen Grün am Donaukanal. Den Restaurants in der unteren Althanstraße ist in dieser semitoten Gegend eher kein langes Leben beschieden, von Grieche auf Italiener auf Grieche oder umgekehrt. Gute Nachrichten also, dass das gesamte Areal des Regionalbahnhofs umgebaut und zugänglicher gemacht werden soll. Schon jetzt hat die Gegend aber einen neuen Anziehungspunkt: das jüngste Lokal von Sohyi Kim alias „die Kim“ oder auch gern „die Kimkocht“. Seit 2001 ist die gebürtige Koreanerin in der Gastronomie: Damals eröffnete sie hinter der Volksoper ihr dauerausgebuchtes kleines Lokal Kim kocht, das mittlerweile das Modern Korean ist. Einige teils gleichzeitige Stationen später eröffnete sie nun mit dem Chingu ihre zweite derzeitige Adresse im Neunten (neben dem Restaurant Kim auf der Währinger Straße).

(c) Carolina Frank

Das Chingu – Freund auf Koreanisch – mit seiner zentralen, einsehbaren Küche ist mittags die Kantine der nahen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, abends wird es zum öffentlichen Lokal. Auf der Speisekarte findet sich zwar nicht so viel Fleisch, wie die Chefin eingangs ankündigt, deftig geht es dennoch zu. Neben dem Kim-Klassiker auf der Schieferplatte – rohem, fruchtig mariniertem Thunfisch mit Mango und Asiasalaten – empfehlen sich etwa die beiden Vorspeisenpakete. Um zehn Euro gibt’s Sogogi Guk, einen Rindsuppentopf mit dünnen Fleischscheiben, sowie den Pfannkuchen KimChi Zizimi, der – mimimi – weniger knusprig ausfällt als in Korea, was am Mehl liegen mag. Zweites Startpaket: Mandu und „KimChi“ (13 Euro), huhngefüllte Umami-Teigtaschen mit Erdnusssauce sowie eine handzahme Version des fermentierten koreanischen Nationalgemüses, mit Chili-Mayonnaise ergänzt. Bei den Hauptspeisen: Zitrus-Stubenküken mit Mangocouscous (19 Euro), ein unterhaltsamer Tuna-Bulgogi-Burger – Kim-typisch undogmatisch zum Quadrat mit Käse und Prosciutto, dafür ohne Bun – um 18 Euro oder etwas trockener Schweinsbauch mit Fünf Gewürzen, spicy Grammeln und Erdäpfelknödel (18 Euro). Weinflaschen holt man sich selbst aus Kühlschrank oder Regal  – zu einer Kantinen-Flatrate von je 25 Euro.

Info

Chingu, Althanstraße 21–25, 1090 Wien, Telefon 0664/881 856 76, Mo bis Fr: 18 bis 22 Uhr.

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Währinger Straße 46. Kim kocht sich in einem ehemaligen Plattenladen zurück in die Zukunft.

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