Verzicht auf einen Generalplaner, ungeeignete Teilverantwortliche und Fehlkalkulationen – beim Bau des Krankenhauses Nord wurden schwerwiegende Fehler gemacht, deren Folgen die Stadt jahrelang beschäftigen werden.
Kostenexplosion, Verschiebung des Eröffnungstermins, katastrophaler Rechnungshofbericht – und das alles zum wiederholten Mal. Das Krankenhaus Nord gehört seit Jahren zu den größten Baustellen Wiens, im wörtlichen ebenso wie im übertragenen Sinn. Im aktuellen Rechnungshofrohbericht wird dem Krankenanstaltenverbund (KAV) als Spitalsträger sogar vorgeworfen, über „kein ausreichendes Know-how“ für ein derartiges Projekt zu verfügen. Die Liste der Bauaufsicht weise mehr als 8000 Mängel auf. Wie ist das möglich? Wie konnte ein Prestigeprojekt wie dieses derart außer Kontrolle geraten? Vor allem angesichts der extrem angespannten Situation in Wiens Gesundheitssystem, das durch das Krankenhaus Nord massiv entlastet werden soll, ist es verwunderlich, wie unprofessionell und beinahe fahrlässig seitens der Stadtregierung und des KAV teilweise vorgegangen wurde. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum – mittlerweile – Milliardenprojekt Krankenhaus Nord.
Was ist der größte Fehler, der im Zuge der Planung des Krankenhauses Nord gemacht wurde?
Die zwei größten Fehler wurden schon lange vor der Grundsteinlegung begangen. Erstens: Das Krankenhaus Nord hat die Stadt Wien nicht als zusätzliches, sondern „nur“ als neues Krankenhaus konzipiert, in das Abteilungen von bereits bestehenden Spitälern umziehen – etwa die Herzchirurgie aus Hietzing oder die Psychiatrie aus dem Otto-Wagner-Spital. Diese Entscheidung ist nicht nur deshalb hinterfragenswert, da Wien stark wächst und ein zusätzliches Krankenhaus vertragen bzw. sogar gebraucht hätte. Sondern auch deshalb, weil man die Eröffnung eines Krankenhauses, das aus Abteilungen anderer Spitäler bestehen wird, viel leichter verschieben kann – mit der Begründung, dass man mit der Umstrukturierung einfach zuwartet. Zweitens: Um Geld zu sparen, wurde kein Generalplaner eingesetzt, was sich im Nachhinein als Kardinalfehler herausgestellt hat. Die Ironie: Die Stadt (unter der damaligen Stadträtin Sonja Wehsely und KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold)war mit dem Angebot von Porr nicht zufrieden und dachte, sie kann ein Projekt dieser Größenordnung selbst koordinieren. In der Folge wurden für den Bau verantwortliche Personen beinahe im Wochenrhythmus ausgetauscht bzw. gingen diese von selbst, weil sie mit dem Chaos überfordert waren.