Viel zu viele suchen einen Job in Wien

APA/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
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Beim Stellenandrang gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle. In Oberösterreich kommen auf einen freien Job 3,3 Arbeitssuchende, in Wien fast sieben Mal so viel.

Die Verteilung des Arbeitskräfteangebotes zwischen den Bundesländern hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert. Alleine aus Wien müssten theoretisch 100.000 Personen - das sind rund zwei Drittel der Arbeitssuchenden Wiens - abwandern, um den Stellenandrang am Wiener Arbeitsmarkt auf das durchschnittliche Niveau zu senken, ergab eine Analyse der UniCredit Bank Austria.

Aus dem Burgenland müssten über 30 Prozent, aus Kärnten 20 Prozent und aus Niederösterreich 10 Prozent der Arbeitssuchenden in andere Bundesländer mit unterdurchschnittlichem Stellenandrang ausweichen, damit über alle Bundesländer eine gleichmäßige Verteilung besteht.

"Beim Stellenandrang zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle. Eine Erhöhung der Mobilität von Arbeitssuchenden aus Wien, Niederösterreich, Burgenland und Kärnten in Richtung Westen könnte entscheidend dazu beitragen, den regionalen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in manchen Branchen wie dem Tourismus, im Handel oder bei manchen Wirtschaftsdiensten zu mildern", so Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Donnerstag in einer Pressemitteilung.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen in Österreich 7,5 Arbeitssuchende auf eine freie Stelle. Der Stellenandrang habe sich im Herbst auf 6,7 verbessert.

Konkret kommen in Wien auf eine freie Stelle im Schnitt 22,7 Arbeitssuchende, im Burgenland sind es 11,2, in Kärnten 9,1 und in Niederösterreich 8,5. Unter dem Österreich-Schnitt von 7,5 liegen die Steiermark mit 6,9, Vorarlberg mit 4,1, Tirol mit 4,0 und Oberösterreich mit 3,3 Personen, die eine Arbeit suchen.

Der räumliche Mismatch hat auch bezogen auf die Branchen zugenommen. In den Servicebereichen müssten rund ein Drittel der Arbeitssuchenden in andere Bundesländer ausweichen, damit eine gleiche Verteilung besteht, so Bank Austria-Ökonom Walter Putschedl. Vor allem im Handel, Tourismus, den Wirtschaftsdiensten und im Bereich Gesundheit/Soziales sei das Angebot und die Nachfrage am Arbeitsmarkt zwischen den Bundesländern auseinandergedriftet.

Nach Branchen weist der Bereich Unterricht mit 39,9 Arbeitssuchenden je freie Stelle den höchsten Stellenandrang auf, gefolgt von den Bereich Immobilien (17,6), Gesundheit/Soziales (16,5), Verkehr (10,7), Primärer Sektor und Bau (jeweils 9,4), Öffentliche Verwaltung (7,6), Informations- und Kommunikations-Technologie/IKT (7,2), Tourismus (6,7), Handel (6,3), Finanzsektor (6,0), Produktion (5,8) und Wirtschaftliche Dienstleistungen (4,0).

Den überhaupt höchsten Stellenandrang gibt es im Burgenland im Bereich Unterricht, wo auf eine frei Stelle 274,9 Arbeitssuchende kommen. Dagegen entfallen in Oberösterreich auf eine freie Stelle im Bereich Wirtschaftliche Dienstleistungen nur 1,6 Arbeitssuchende.

Während sich die Verteilung des Arbeitskräfteangebotes auf die Nachfrage zwischen den Bundesländern verschlechtert habe, gebe es keine Verschlechterung der Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage aufgrund mangelnder Qualifikationen, haben die Bank Austria-Ökonomen festgestellt. Weiterhin müsste etwas weniger als jeder fünfte Arbeitssuchende seinen Bildungsabschluss verändern, um eine ausgeglichene Verteilung nach Bildungskategorien zu erreichen.

Der sogenannte qualifikatorische Mismatch habe sich in den vergangenen fünf Jahren nicht verändert, nur der räumliche Mismatch, also die Verteilung zwischen den Bundesländern, habe zugenommen. Hintergrund sei der starke Anstieg des Arbeitskräfteangebotes von 10 Prozent seit 2011, der auch für den langsamen Rückgang der Arbeitslosenrate mitverantwortlich sei.

(APA)

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