Die Regierung will einen Personenkult um Fidel Castro vermeiden, die kommunistische Jugend hat indes eine Gedenkfeier angesagt. Am 25. November war er im Alter von 90 Jahren gestorben.
Am ersten Todestag von Fidel Castro wollen die Kubaner des Revolutionsführers gedenken. Die kommunistische Jugend hat für Samstag zu einer Gedenkfeier auf den Stufen vor der Universität von Havanna eingeladen. Details waren zunächst nicht bekannt.
Die kubanische Regierung will den Personenkult um Castro nicht weiter schüren. So wurden auf der sozialistischen Karibikinsel auch keine Monumente für den Rebellen, Revolutionsführer und Ex-Präsidenten errichtet oder Straßen und Plätze nach ihm benannt.
Mehr als 600 Mordkomplotte soll die CIA angeblich gegen ihn geschmiedet haben, und seit Jahren wurden immer wieder Zweifel laut, ob er überhaupt noch lebe. Nun starb er im Alter von 90 Jahren. Vom Befreier zum autoritären Herrscher, vom „Maximo Lider“ zum Mann im Hintergrund: Castro zählte zu den prägenden politischen Figuren des 20. Jahrhunderts. (Von Maria Kronbichler) (c) REUTERS (DESMOND BOYLAN) Ob Castro im Sommer wirklich 90 Jahre alt wurde, ist übrigens umstritten. Während sein offizielles Geburtsdatum 13. August 1926 lautet, gehen mehrere Biografen davon aus, dass er ein Jahr später geboren und bei der Einschulung älter gemacht wurde. Jedenfalls aber besaß Castros Vater eine Zuckerrohrplantage, seine Mutter war die Haushälterin. (c) REUTERS (© PRENSA LATINA / Reuters) Am Beispiel der Landarbeiter lernt der junge Fidel Castro früh die ärmlichen Bedingungen kennen, unter denen die meisten Kubaner leben. Während seines Jusstudiums beginnt er, sich in der Uni-Politik zu engagieren, die von Gangstern und Schlägertrupps dominiert wird. (c) AFP (Christophe Simon) Nach dem Abschluss eröffnet Castro eine Anwaltskanzlei. 1952 kandidiert er für einen Sitz im Kongress. Doch zu dieser Zeit putscht sich Ex-Präsident Fulgenico Batista zurück an die Macht und sagt die Wahlen ab. Ein erster Aufstand scheitert: Am 26. Juli 1953 überfällt eine Gruppe um Castro und seinem Bruder Raúl die Moncada-Kaserne in Santiago, doch die Soldaten schlagen den Angriff schnell zurück. Castro wird zu 15 Jahren Haft verurteilt. „Verurteilt mich, das hat nichts zu bedeuten! Die Geschichte wird mich freisprechen“, sagt er in seinem Schlussplädoyer. (c) Cuban Archive Zwei Jahre später wird Castro begnadigt und flieht nach Mexiko. Es kommt zu einer schicksalhaften Begegnung: Castro trifft den argentinischen Arzt Ernesto „Che“ Guevara (im Bild rechts). Gemeinsam mit 80 weiteren Kämpfern segeln sie Ende 1956 auf der Yacht „Granma“ nach Kuba, um erneut die Revolution zu wagen. (c) REUTERS (© PRENSA LATINA / Reuters) Nach anfänglichen Verlusten schließen sich immer mehr Menschen, vor allem aus den unterdrückten Landbevölkerung, der Revolutionsarmee an. In der Silvesternacht 1958/1959 flieht Batista, am Neujahrsmorgen verkündet Castro den Sieg der Revolution. (c) AFP (-) Mit harter Hand baut der „Máximo Líder“ sein Land um. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen werden enteignet, die Medien kontrolliert. Die USA reagieren mit einem Handelsembargo. Aus Moskau kommt dafür finanzielle Unterstützung. Bild: Castro mit Malcolm X (c) REUTERS (© PRENSA LATINA / Reuters) Im sozialen Bereich macht Kuba nach der Revolution deutliche Fortschritte: Medizinische Versorgung wird kostenlos, die Analphabeten-Quote sinkt drastisch. Castro bringt die Entwicklung in einer Dokumentation von Regisseur Oliver Stone auf eine etwas eigenwillige Art auf den Punkt: „Eine der größten Errungenschaften unserer Revolution ist, dass selbst unsere Prostituierten Akademikerinnen sind.“ (c) REUTERS (© PRENSA LATINA / Reuters) 1961 versuchen die USA, mit einer Invasion in der Schweinebucht das Ruder in Kuba noch einmal herumzureißen. 1500 von der CIA ausgebildete Exilkubaner werden jedoch binnen drei Tagen besiegt. Die Operation treibt Kuba noch weiter in die Arme der Sowjetunion. Die Stationierung sowjetischer Raketen auf der Insel bringt die Welt im Oktober 1962 an den Rand eines Atomkrieges. Bild: Castro mit Nikita Chruschtschow (c) REUTERS (© PRENSA LATINA / Reuters) „Ein Revolutionär geht nie in Pension“, sagt Castro einmal. 2006 zwingt ihn sein Gesundheitszustand, es doch zu tun. Der fünf Jahre jüngere Bruder Raúl übernimmt, zunächst nur interimistisch, ab 2008 auch offiziell als Staatschef. Castro bleibt im Hintergrund aktiv und wendet sich mittels Kommentaren in der Parteizeitung Granma an die Öffentlichkeit. (c) REUTERS (© Ho New / Reuters) Derzeit erlebt Kuba die größte gesellschaftliche Umwälzung seit der Revolution. Rund 500.000 der elf Millionen Kubaner sind mittlerweile im aufstrebenden Privatsektor beschäftigt, der Handel mit Immobilien und der Betrieb von kleinen Geschäften und Restaurants ist zulässig. Allerdings geht die Veränderung langsam vor sich. Der Großteil der Kubaner lebt noch immer von durchschnittlich 20 US-Dollar (18,20 Euro) pro Monat und staatlich subventionierten Grundnahrungsmitteln. Die desolate Wirtschaftslage war es auch, die eine Annäherung an den Erzfeind bewirkt hat. 2015 nahmen Kuba und die USA nach über 50 Jahren Eiszeit wieder diplomatische Beziehungen auf. Bild: US-Präsident Obama und Raul Castro (c) APA/AFP/NICHOLAS KAMM (NICHOLAS KAMM) Auch wenn Castro zuletzt nicht mehr im Scheinwerferlicht stand, war er noch immer wichtig "als Legitimator für die politische Führung Kubas", sagt Politikwissenschaftler Bert Hoffmann. (c) APA/AFP/ACN/OMARA GARCIA MEDEROS (OMARA GARCIA MEDEROS) Fidel Castro: Der Dauer-Revolutionär ist tot Castro war am 25. November 2016 im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte das Land 47 Jahre regiert und sich 2006 aus der aktiven Politik zurückgezogen. Die zögerliche wirtschaftliche Öffnung und die Annäherung an den einstigen Erzfeind USA unter seinem Bruder und Nachfolger Raul Castro sah er kritisch. Im Februar kommenden Jahres will Raul Castro als Präsident zurücktreten. Erstmals seit fast 60 Jahren steht dann kein Castro mehr an der Staatsspitze in Kuba.
(APA/DPA)
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