"Es gibt keine Alternative zu Merkel - das weiß jeder in der Union"

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Der renommierte deutsche Parteienforscher Oskar Niedermayer erklärt im Interview, warum er Neuwahlen in Deutschland für "die mit Abstand wahrscheinlichste Variante" hält und Österreich-Vergleiche unsinnig findet.

Die Presse: Wen sieht denn der Parteienforscher als Gewinner der aktuellen Krise?

Oskar Niedermayer:
Ich sehe momentan nur Verlierer. Die SPD ist in einer Riesenbredouille. Bei den Grünen wird der linke Flügel spätestens auf dem Parteitag am Samstag die Frage stellen, ob man nicht zu weit gegangen ist mit den Kompromissen. Das hat ja Parteichefin Simone Peter schon am Montagabend gemacht. Bei der FDP weiß man nicht, ob sie ihren Wählern ihre Lesart der Dinge klarmachen kann, dass sie aus Prinzipientreue die Verhandlungen platzen lassen habe. CDU und CSU hat die ganze Geschichte stärker zusammengeschweißt. Sie werden in einem Wahlkampf weniger Probleme mit einer gemeinsamen Haltung haben. Aber Nutznießer ist die Union auch nicht, weil Frau Merkel natürlich das Scheitern der Verhandlungen mitangelastet bekommt.

Im Augenblick scheint die Kanzlerin aber fest im Sattel zu sitzen.

Weil niemand da ist, der Frau Merkel bei Neuwahlen ersetzen und ein gutes Ergebnis einfahren könnte. Es mögen zwar sehr viele Leute in der CDU die Faust in der Tasche ballen. Und der Anfang vom Ende Merkels hat mit den Verlusten am Wahlabend begonnen: Sie wird spätestens nach dieser Legislaturperiode abtreten. Aber derzeit gibt es keine Alternative. Das weiß jeder in der Union. CDU und CSU werden daher wie ein Mann hinter Frau Merkel stehen, falls es einen Wahlkampf gibt. 

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