Jobs für Langzeitarbeitslose: Sozialminister verteidigt Aktion 20.000

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Nachdem AMS-Chef Kopf anregte, aus der Aktion 20.000 eine Aktion 5000 zu machen, verteidigt Noch-Sozialminister Stöger das "effektive Instrument, um Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen".

Das Sozialministerium verweist in einem Zwischenbericht auf bisherige Erfolge der Aktion 20.000, die Langzeitarbeitslosen über 50 wieder einen Job verschaffen soll. In den elf Modellregionen, wo das Projekt umgesetzt werde, sei die Arbeitslosigkeit dieser Gruppe um 1,4 Prozent gesunken, während sie im Rest Österreichs um 6,1 Prozent gestiegen sei. 1.537 Jobs seien damit bisher entstanden.

Der ÖVP-nahe AMS-Chef Johannes Kopf hatte am Donnerstag angeregt, die Aktion 20.000 zu verkleinern. 5000 bis 8000 geförderte Jobs seien genug, statt der ursprünglich geplanten 20.000, schlug er vor. Das Geld solle in Qualifizierungen fließen. Sein der SPÖ zugeordneter AMS-Vorstandskollege Herbert Buchinger sieht das im Kurier ähnlich: "Die 20.000 sind ein sehr ehrgeiziges Ziel, das wir wahrscheinlich ohnehin nicht schaffen. Wenn die neue Regierung das also so will, kann man das Programm schon redimensionieren, sollte es aber keinesfalls einstampfen. Da verletzt man nur in hohem Maße die Erwartungen und Hoffnungen der Betroffenen", wird er dort zitiert. Kopf und Buchinger wurden kürzlich auf weitere sechs Jahre in ihren Funktionen bestätigt.

Unterstützung vom Wifo für Stöger

Noch-Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) meint hingegen, die Aktion 20.000 sei "ein effektives Instrument, um die Langzeitarbeitslosigkeit in der Generation 50+ erfolgreich zu bekämpfen" und forderte die ungekürzte Fortsetzung. Unterstützung erhält er vom Wifo-Experten Helmut Mahringer. Er verweist im "Standard" darauf, dass viele Unternehmen grundsätzlich keine älteren Menschen einstellen wollen. Menschen, die länger als ein Jahr ohne Job sind, hätten es zusätzlich immer schwerer, einen Job zu finden. Und viele in der Gruppe kämpften zudem mit gesundheitlichen Problemen. Daher werde es in der Regel nicht möglich sein, diese Menschen nur durch Qualifikationsmaßnahmen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zumindest 2018 sollte man die Aktion wie geplant laufen lassen, um sie evaluieren zu können.

Ziel der Aktion 20.000 war es, die Arbeitslosigkeit unter den über-50-jährigen mittelfristig zu halbieren. Vorzeigeregion ist nun nach Angaben des Sozialministeriums Voitsberg, wo die Zahl der Betroffenen um 45 Prozent zurückgegangen ist, von 208 auf 114. In Deutschlandsberg habe es einen Rückgang um 27 Prozent, in Pongau/Bischofshofen um fast 17 Prozent gegeben.

2018 bundesweite Aktion

Die Aktion 20.000 ist noch ein Pilotprojekt und soll ab 1. Jänner 2018 bundesweit ausgerollt werden. Einer der Kritikpunkte ist die Sorge, dass durch subventionierte Stellen freie Jobs ohne Förderung verdrängt werden. In absoluten Zahlen war der häufigste geförderte Job "Hausarbeit", wo 52 der 1500 Personen beschäftigt wurden.. Daher folgen kaufmännische Sachbearbeitung (47), Hilfsarbeit (42), Haustechnik (29), Büro (23) und Kinderbetreuung (23), zeigt eine Aufstellung des Sozialministeriums. In Einzelfällen wurden aber auch hoch qualifizierte Posten besetzt: Verwaltungsjurist oder IT-Technikerin ebenso wie Buchhalter, Dolmetscher, bis zu Immobilienvermittlung.

>>> Mehr: Wie der Staat Jobs für Langzeitarbeitslose erfindet [premium]

(APA)

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