Aus der Garage in Freistadt zum weltbesten Akku

Kreisel Electric und Arnold Schwarzenegger
Kreisel Electric und Arnold SchwarzeneggerKreisel Electric GmbH
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Nicht nur Arnold Schwarzenegger ließ seinen Mercedes von Kreisel Electric zu einem E-Auto umrüsten. Auch Porsche und andere namhafte Hersteller sind an der leichtesten und stärksten Batterie interessiert.

Es gelingt nicht oft aus einer Garagenbastelei im Mühlviertel ein Welterfolg. Die Brüder Philipp, Johann und Markus Kreisel schafften es: Im Jänner 2017 fuhr Arnold Schwarzenegger in Kitzbühel mit dem eigens für ihn elektrifizierten Mercedes-Geländewagen vor, in dem ein Kreisel-Akku steckt. „2010 kaufte sich unser Vater ein Elektroauto. Wir waren von der Beschleunigung des Wagens begeistert, aber die Reichweite des Autos war schwach. Daraufhin haben wir in unserer Garage in Freistadt selbst begonnen, Autos zu elektrifizieren“, erzählt Markus Kreisel, der nun Geschäftsführer der 2014 gegründeten Kreisel Electric ist.

„Die Reichweite der Batterien am Markt war – damals wie heute – nicht ausreichend für unsere Bedürfnisse. Wir haben so lange getüftelt, bis wir unsere leistungsstarke Batterie entwickelt hatten“, sagt der mittlere Kreisel-Bruder, der eine kaufmännische Ausbildung hat. Philipp ist Maschinenbautechniker, Johann Elektroniker. Christian Schlögl kümmert sich als vierter Geschäftsführer um Strategie- und Rechtsfragen. Im September 2017 eröffnete das Unternehmen ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Rainbach, etwa 35 Minuten von Linz entfernt.

Auf 7000 m2 gibt es neben der Prototypenwerkstatt auch eine automatisierte Fertigungslinie für Kreisel-Electric-Batteriespeicher, die für Pkw, Lkw, Bus, Boot oder Flugzeug genutzt werden können. Über 200 Mitarbeiter sind hier ab 2018 geplant. Das Kreisel-Unternehmen ist in der Kategorie „Wertschöpfung steigern“ beim Staatspreis Mobilität nominiert, der am 27. November vom Technologieministerium verliehen wird.

Fast alle Teile recyclebar

Was kann der Kreisel-Akku, was eine andere E-Auto-Batterie nicht kann? „Wir haben mit großem Ingenieursgeschick geschafft, weltweit die leichteste und effizienteste Batterie zu fertigen“, sagt Markus Kreisel. Der Akku wiegt weniger als 4,1 Kilogramm/Kilowattstunde. Das klappt durch ein neues Thermomanagement: Die Akku-Zellen werden durch eine nicht brennbare, umweltfreundliche Spezialflüssigkeit umspült. Dies erlaubt effizientes Beheizen oder Kühlen, macht die Batterie unbrennbar und erhöht die Reichweite und Lebensdauer des Akkus. Ein spezielles Laserschweißverfahren verringert im Kreisel-Akku zudem die elektrischen Widerstände und sorgt für eine hohe Leistung.

Für die E-Auto-Nutzer ist auch die flotte Ladegeschwindigkeit ein Argument. „80 Prozent der Akkukapazität oder 300 Kilometer Reichweite sind in rund 20 Minuten möglich“, betont Kreisel. Im Vergleich zu herkömmlichen Batterien anderer Hersteller kommt das Kreisel-System auf 65 Prozent mehr Reichweite bei Autos, obwohl der Akku um 30 Prozent weniger Gewicht hat. „Auch die Herstellungskosten sind aufgrund des vollautomatisierten Kreisel-Electric-Verfahrens um ein Vielfaches geringer“, so Kreisel. Christian Schlögl ergänzt: „Außerdem können bis zu 80 Prozent der Batteriebestandteile recycelt werden.“

Das Umrüsten von Verbrennungsmotoren auf Elektroantrieb macht den Kreisel-Brüdern weiter Spaß: Bei Arnold Schwarzenegger war es ein Dieselmotor, der im Mercedes G 350 durch einen Kreisel-Akku ersetzt wurde. Auch der Porsche 910 wurde schon mit einem Elektromotor von 360 KW Leistung ausgestattet. „Mit dem eigens entwickelten automatisierten Zwei-Gang-Getriebe erreichen wir eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h“, so Kreisel.

IN ZAHLEN

65 Prozent mehr Reichweite schafft ein Auto mit einer Kreisel-Batterie: 300 Kilometer Reichweite sind nach 20 Minuten Ladezeit möglich.

2,5 Sekunden reichen dem elektrifizierten Porsche, um von null auf 100 km/h zu beschleunigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2017)

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