Auch Tilo Berlin ist im Visier der deutschen Justiz

Tilo Berlin
Tilo Berlin(c) AP (Gert Eggenberger)
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Tilo Berlins Privatstiftung war über eine Luxemburg-Tochter de facto Miteigentümer der Kärntner Hypo. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen ausgeweitet.

Wien/München (ju/ag.) Jetzt gerät offenbar auch Tilo Berlin, eine der zentralen Figuren beim Verkauf der Hypo Alpe Adria an die BayernLB, ins Visier der deutschen Justiz: Nach dessen Einvernahme in München teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit, die Ermittlungen im Fall Hypo seien „auf weitere Personen“ ausgedehnt worden. Außerdem würden nun neben dem Verdacht der Untreue weitere Straftatbestände untersucht. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete in ihrer Online-Ausgabe, eine der weiteren Personen“ sei Tilo Berlin.


Bisher hatte die Staatsanwaltschaft München nur gegen den Ex-BayernLB-Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt ermittelt. Ihm wird vorgeworfen, die Bayern LB habe für die Hypo um 400 Millionen Euro zu viel bezahlt. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

150 Millionen Euro in wenigen Monaten

Tilo Berlin war wie berichtet über die in Luxemburg angesiedelte Berlin & Co Capital S.A.R.L. Ende 2006/Anfang 2007 in mehreren Tranchen mit 25 Prozent bei der Hypo eingestiegen – und hatte dieses Paket nach nur wenigen Monaten mit rund 150 Millionen Euro Gewinn weiterverkauft.

In Deutschland ist zuletzt der Vorwurf laut geworden, Berlin und seine Investorengruppe (rund 50 Industrielle, Adelige und andere Vermögende aus Österreich und Süddeutschland) könnten hier Insiderwissen zu schnellem Geld gemacht haben: Nach derzeitigem Stand der Erhebungen hatte sich schon während des Einstiegs der Investorengruppe abgezeichnet, dass die BayernLB Interesse an einer Übernahme zeigen könnte. An diesbezüglichen Kontaktgesprächen mit den Bayern sollen Berlin und der damalige Hypo-Aufsichtsratschef Kulterer teilgenommen haben.

Cayman und Privatstiftung

Das große Geld dürften bei dem Deal aber nicht die 50 Investoren gemacht haben (sie waren jeweils nur mit relativ kleinen Beträgen, zumeist im sechsstelligen Bereich an Bord), sondern die Gesellschafter der Berlin & Co in Luxemburg. Das waren

  • die Kingsbridge Participation Limited aus Jersey (an der die Wiener Hardt-Gruppe mit 37,25 Prozent beteiligt ist),
  • die Cheyne Special Situations Fund L. P. aus dem Steuerparadies Grand Cayman und
  • die B & Co Privatstiftung der Familie Berlin, die unterdessen in Mons Carantanus Privatstiftung umbenannt worden ist.

Diese Mons Carantanus Privatstiftung soll einer der Auslöser für die Hausdurchsuchungen in Deutschland und Österreich im vergangenen Herbst gewesen sein, auf deren „Ausbeute“ sich die deutsche Staatsanwaltschaft stützt.

(Die Presse, Printausgabe, 14. 01. 2010)

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