Die Bitcoin-Spekulation gewinnt an Fahrt

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Mit der Ausgabe von Futures auf die Kryptowährung wären Bitcoin und Co. im Investmentmainstream angekommen.

Welche Anlage hat in diesem Jahr fast 1000 Prozent Wertzuwachs gebracht? Da muss man nicht lange suchen: Bitcoin, die bekannteste aller Kryptowährungen. Und ist das schon genug Spekulation? Offenbar nicht: Die US-Bank JPMorgan überlegt ernsthaft, Bitcoin-Futures aufzulegen. Womit man die Kursexplosion auch noch hebeln könnte.

Und zwar in beide Richtungen: Futures eignen sich natürlich auch zur Spekulation auf fallende Kurse. Aber ist so etwas zu befürchten?

Kurzfristig eher nicht. Der Hype um Bitcoin und andere Kryptowährungen wächst, die Beinahe-Verzehnfachung des Kurses in ein paar Monaten lockt immer mehr Anleger an. Fünf- oder, wie einige schon spekulieren, sechsstellige Kurse sind nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Sache läuft, wie jede große Spekulation, nach dem so genannten Greater-Fool-Prinzip: Man kauft ein möglicherweise überteuertes Produkt, dessen Wert man nicht wirklich einschätzen kann, in der Hoffnung, einen noch größeren Idioten zu finden, der es einem noch teurer wieder abkauft. Dieses Spiel kann sehr lange sehr gut laufen. Die Letzten beißen dann allerdings die Hunde.

Die Frage, ob man es noch riskieren kann, in Bitcoin zu investieren, ist damit ausreichend beantwortet: Man kann, wenn man bereit ist, sehr hohe Risken einzugehen, und wenn man den Markt sehr aufmerksam verfolgt, um rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.

Was man nicht kann, ist abzuschätzen, ob Bitcoin derzeit mit etwas mehr als 8000 Dollar über- oder unterbewertet ist. Das kann man beim „Fiat“-Geld, wie wir es in unseren Geldbörsen herumtragen, zwar auch nicht, aber die Papierscheine haben doch eine etwas größere Basis.

„Bitcoin“, hat Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in der Vorwoche geschrieben, „ist kein Geld, sondern eine Spekulation.“ Mangels Wertbasis sei der Preis für Bitcoin „praktisch beliebig“, von astronomischen Summen bis zu null. Die Kryptowährungssysteme würden formal durch Mehrheitsentscheidung ihrer Nutzer bestimmt, in der Praxis aber „nach dem Belieben einer sehr kleinen Gruppe“.

Wer in einem solchen Markt spekulieren will, sollte also wissen, worauf er sich einlässt und welche Konsequenzen ihn möglicherweise erwarten. Kurzfristig ist da bestimmt deutlich mehr zu holen als im Casino. Und langfristig gesehen, das wusste schon John Maynard Keynes, sind wir ohnehin alle tot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2017)

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