Neue Grippe: Noch lange nicht vorbei

Neue Grippe: Noch lange nicht vorbei
Neue Grippe: Noch lange nicht vorbei(c) AP (Matthias Rietschel)
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Weiterer Todesfall, bisher sind es 24 – Experten geben keine Entwarnung. Ene 26-jährige Nordburgenländerin und ein 57-jähriger Kärntner starben im Wiener AKH. "Es muss mit einer zweiten Welle gerechnet werden."

Wien. Dass Intensivstationen in Krankenhäusern wegen der Neuen Grippe wieder an ihr Limit gelangen (kurzfristig fehlten wegen schwerer Fälle einige Herz-Lungen-Geräte – „Die Presse“ berichtete), ist ein Szenario, mit dem man auch weiter rechnen muss. Zwar ist die mediale Aufmerksamkeit zur Influenza mittlerweile abgeebbt, doch Mediziner wollen noch keine Entwarnung geben.

Am Mittwoch, wurden der 23. und der 24. H1N1-Todesfall in Österreich gemeldet – eine 26-jährige Nordburgenländerin und ein 57-jähriger Kärntner starben im Wiener AKH. Und, wie der Grippemeldedienst der Stadt Wien gestern errechnete, gab es in der Vorwoche mit 8200 Neuerkrankungen auch wieder einen leichten Anstieg – wenn auch diese Zahlen wegen der Weihnachtsferien mit Vorsicht zu genießen sind. „Die Krankenstandszahlen stimmen in Ferienzeiten nicht“, sagt Franz Heinz, Leiter des Instituts für Virologie. Ein Ende der Krankheitswelle sei nicht in Sicht. Aus Stichproben, die von Ärzten aus ganz Österreich eingesandt werden, wisse man jedenfalls, dass das Virus nach wie vor im Land zirkuliert.

Ob nun eine zweite Welle an Neuerkrankungen bevorsteht? Auf diese Voraussage will sich der Experte nicht einlassen. „Auf der südlichen Halbkugel gab es keine zweite Welle“, meint Heinz, doch sei dort der Beginn der Erkrankungswelle direkt in den Winter gefallen, während es in der nördlichen Hemisphäre schon im Oktober begonnen hat. „Der Winter ist jedenfalls noch lang.“

Zu wenig Geimpfte

„In der historischen Erfahrung gibt es bei Pandemien eine zweite Welle“, sagt Sozialmedizinier Michael Kunze, „die historische Überlegung sagt also Ja“. Insgesamt, so Kunze, habe es schon hunderttausende Erkrankte gegeben – mit zum Teil schweren Verläufen. Etwa 160 Menschen mussten in Intensivstationen behandelt werden. Und weil in Österreich nur verhältnismäßig wenige Menschen gegen das Virus geimpft sind, hält Kunze ein erneutes Aufflammen für realistisch: „Es könnte sich wieder entwickeln.“


Dass sich wieder mehr Menschen immunisieren lassen, scheint allerdings kaum realistisch – nach großem Andrang zu Beginn ging der Impfandrang zuletzt deutlich zurück. In Niederösterreich wurden etwa die zusätzlich eingerichteten Impfzentren schon wieder geschlossen.

Im Wiener AKH sucht man derzeit sogar aktiv nach Impfwilligen – besonders hält man nach Kindern im Alter zwischen sechs und elf Monaten Ausschau. Sie werden noch für die klinische Überprüfung des Impfstoffs Celvapan benötigt.

Zwar ist das Medikament schon zugelassen, doch würden noch einige Daten fehlen, die wegen der raschen Zulassung im Herbst nicht gesammelt werden konnten. Konkret soll getestet werden, so Kinderärztin und Immunologin Elisabeth Förster-Waldl, „ob für Kleinkinder nicht auch die halbe Dosis des Impfstoffs ausreichend ist“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14. Jänner 2010)

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