Zur Sanierung der Hypo sind dem Vernehmen nach weitere 500 Mio. Euro erforderlich. Verhandlungen mit Großbanken laufen.
Wien(höll). Die Kärntner Hypo Alpe Adria dürfte wegen der Balkan-Geschäfte doch mehr Geld brauchen als bislang angenommen. Internen Geschäftsplänen zufolge muss das Institut in den nächsten Jahren 3,1 Mrd. Euro an Risikovorsorgen bilden. Andere Quellen sprechen von bis zu fünf Mrd. Euro. Hinter den Kulissen wird daher überlegt, die österreichischen Großbanken stärker in die Sanierung einzubinden. Doch diese sind darüber alles andere als erfreut.
In der Dezembernacht, als die Hypo mit der Verstaatlichung vor der Pleite gerettet wurde, hat Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) mit Walter Rothensteiner (RZB), Willibald Cernko (BA-CA) und Andreas Treichl (Erste Bank) die Chefs der drei größten Banken Österreichs ins Finanzministerium gerufen. Pröll konnte den Bankern damals Zusagen für eine 500-Mio.-Euro-Unterstützung abringen. Doch es gab keine schriftliche Vereinbarung. Bei den Banken heißt es jetzt, man habe keinen konkreten Betrag, sondern nur „bis zu“ 500 Mio. Euro versprochen. Unklar ist außerdem, welches Institut wie viel Geld zuschießen soll. Die Wiener Großbanken wollen nicht allein zum Handkuss kommen und fordern, dass sich auch Institute aus den Bundesländern an der Aktion beteiligen.
Offen ist außerdem, wofür die Finanzspritze verwendet werden soll. Harald Waiglein, Sprecher von Finanzminister Pröll, sagt, es gehe um „Liquidität und risikobegrenzende Maßnahmen“. Die Banken kritisieren, dass diese Formulierung schwammig sei.
Hintergrund: Die Großbanken befürchten, dass sie der Hypo nicht nur Liquidität zur Verfügung stellen sollen, sondern, dass sie vorübergehend auch Haftungen für Problemfälle übernehmen sollen. Eine solche Maßnahme würde die Hypo entlasten, weil sie Risken mit weniger Eigenkapital unterlegen müsste. Auch der Staat erspart sich dadurch Geld.
Keine Haftungsübernahme
Doch die Institute lehnen eine Haftungsübernahme ab. Offiziell will sich keine Großbank dazu äußern. Doch hinter den Kulissen heißt es, der Staat könne nicht einfach einen Teil der Hypo-Risken auf andere Institute abwälzen.
Bei der Hypo-Rettung wurde vereinbart, dass die früheren Eigentümer (BayernLB, Land Kärnten und Grazer Wechselseitige) 1,05 Mrd. Euro Kapital zur Verfügung stellen. Der Bund soll bis zu 450 Mio. Euro zuschießen, womit der Bank in Summe 1,5 Mrd. Euro Kapital zur Verfügung stünden. Finanzkreise vermuten, dass die Hypo wegen der hohen Risikovorsorgen aber bis zu zwei Mrd. Euro braucht. Von der Kärntner Hypo gibt es dazu keinen Kommentar.
Noch offen ist, wer in den neuen Aufsichtsrat der Bank einziehen wird. Finanzministerium und Bundeskanzleramt wollen sich dazu demnächst einigen. Nächste Woche ist bei der Hypo eine außerordentliche Hauptversammlung angesetzt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2010)