Goldman: "Banken müssen Gemeinwohl nicht fördern"

Banken in Frankfurt
Banken in Frankfurt(c) AP (Michael Probst)
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"Es ist unberechtigt zu erwarten, dass Banken eine selbstlose Beziehung zu ihren Kunden haben", sagt der Deutschland-Chef der US-Bank. Er warnt vor Überregulierung: "Absolute Sicherheit wird es nie geben".

Der Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs wehrt sich gegen direkte politische Einflussnahme auf das Bankengeschäft. "Banken, besonders private und börsennotierte Institute, haben keine Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern", sagte Alexander Dibelius am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar bei Koblenz.

"Selbstlose Beziehung zu Kunden ist unrealistisch"

"Es ist unrealistisch und unberechtigt zu erwarten, dass Banken eine selbstlose Beziehung zu ihren Kunden haben, besonders auch bezogen auf die Kreditvergabe", betonte der Banker. Die Geldinstitute würden der Gesellschaft am besten dienen, wenn sie unüberlegte Transaktionen und überzogene Risiken vermieden und Geld verdienten.

Weltweit haben die Regierungen in der Finanzkrise Milliardensummen in die Bankenbranche gepumpt, um den Kollaps vieler Häuser zu vermeiden. Goldman Sachs wurde wie alle anderen US-Geldhäuser zeitweise gestützt, hat die Staatshilfe von 10 Milliarden Dollar (6,90 Milliarden Euro) inzwischen aber zurückgezahlt.

"Schlimmste Turbulenzen hinter uns"

Angesichts dieser Hilfen üben Politiker Druck auf die Banken aus, die Unternehmen in der Rezession mit ausreichend Krediten zu versorgen. Besonders in Deutschland geht die Angst vor einer Kreditklemme um. Trotz der Zurückhaltung einiger Banken bei der Darlehensvergabe sieht Dibelius dank eines boomenden Anleihemarkts keine Finanzierungsengpässe.

Der positive Trend auf diesen Märkten werde sich 2010 fortsetzen, betonte der Top-Investmentbanker. Es gebe Grund für vorsichtigen Optimismus: "Ich glaube, dass die schlimmsten Turbulenzen der jüngsten Krise bereits hinter uns liegen", sagte er.

"Es gab Bonus-Exzesse"

Die größte US-Bank erzielte im vergangenen Jahr wieder Milliardengewinne und will insgesamt mehr als 20 Mrd. Dollar an Boni ausschütten. Dibelius räumte ein, dass es in der Branche Bonus-Exzesse gegeben habe. Bei Verlusten gebe es keine Rechtfertigung für Prämien, sagte er. Die Bezahlung von Bankern sei aber grundsätzlich keine Aufgabe für Regulierer: Wer Löhne staatlich festsetze, gehe tendenziell in Richtung Planwirtschaft, betonte er. Die Institute wollen ihre Prämien für die Banker als Reaktion auf die Krise künftig an längerfristigen Zielen ausrichten.

Die Kurzfristigkeit der Ziele bisher gilt als eine Ursache für die Krise. Dibelius zufolge hat Goldman die neuen Prinzipien schon immer angewandt, da die Boni überwiegend in Aktien ausgezahlt werden, die über einen gewissen Zeitraum gehalten werden müssen. Nach seinen Worten sind die Prämien bei Goldman an den Erfolg über einen Fünf-Jahres-Zeitraum gekoppelt.

"Absolute Sicherheit wird es nie geben"

Wie viele seiner Kollegen warnt auch der Goldman-Deutschland-Chef vor einer Überregulierung der Branche. Regeln seien immer nur Mittel zum Zweck und könnten niemals menschliches Versagen ganz verhindern. "Ein System mit absoluter Sicherheit wird es niemals geben." Es müsse künftig vielmehr darum gehen, bessere Spielregeln für alle Marktteilnehmer aufzustellen.

So müsse sichergestellt sein, dass alle Risiken in der Gewinn- und Verlustrechnung auftauchten. "Viele Finanzinstitute waren zu kurzsichtig und sind zu hohe Risiken eingegangen", räumte er ein. "Banken waren und sind aber nicht skrupellos beim Eingehen von Risiken. Sie versuchen, sich verantwortungsvoll und im Interesse ihrer Kunden und der Gesellschaft insgesamt zu verhalten."

(Ag.)

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