Dirigenten empfinden sie wie die Jugend, die sich tanzend an Technorhythmen berauscht. Musik provoziert als einzige Kunstform im Gehirn Prozesse, die sonst den lebenserhaltenden Aktivitäten vorbehalten sind.
Für Herbert von Karajan war die Sache klar: „Dirigieren, das ist das vollkommene Glück.“ Mit Musik muss das Glücklichsein tatsächlich viel zu tun haben. Wo immer in der wissenschaftlichen Literatur vom Glücksgefühl die Rede ist, sind die Klänge nicht weit. Selbst Karajans Antipode Nikolaus Harnoncourt berichtete, befragt zu Gefühlen nach einem Konzertabend: „Das Wort Zufriedenheit kenne ich überhaupt nicht. Aber irgendeine Art von Glück, irgend so etwas, das gibt es schon, immer wieder.“
Christa Ludwig erzählt, dass Karajan sie eingeladen hatte, die Generalprobe von Verdis „Otello“ bei den Salzburger Festspielen zu besuchen. Sie bekam den Platz in der ersten Reihe zugewiesen, direkt hinter dem Maestro. Der erschien am Pult, hob den Taktstock und entfesselte das überwältigende Gewitter, mit dem diese Oper beginnt – und auf dem Höhepunkt des Getöses wandte er sich strahlend zur Sängerin um: „Ah, das tut gut!“