Dreiklänge, Dissonanzen und die Büchse der Pandora

Peter Zadeks legendäre Lulu, Susanne Lothar, mit Heinz Schubert (Schigolch).
Peter Zadeks legendäre Lulu, Susanne Lothar, mit Heinz Schubert (Schigolch).(c) ullstein - Binder / Ullstein Bil (ullstein - Binder)
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Wie die „Urgestalt des Weibes“ zur Titelheldin der einzigen fürs Repertoire tauglichen Zwölfton-Operder Musikgeschichte wurde.

Von mythologischer Kraft ist manche Figur in Frank Wedekinds „Lulu“-Tragödie; und mancher Satz, der gesprochen wird. Der wunderlichste von allen: „Wenn jemand nach mir fragt, ich sitze unten im Lokal“. Trefflicher hat sich seit Shakespeare gewiss keine Bühnengestalt mehr in einem einzigen Satz vollkommen charakterisiert.

Schigolch sagt das, als ihm keiner mehr zuhören kann, wie ihm ja nie jemand zugehört hat. Er war aufgetaucht als Clochard im bürgerlichen Speisesaal, wie verirrt aus einem andern Stück. Manche halten ihn für Lulus Vater, rätselhaft wurzellos wie sie. Im Dialog erfahren wir, dass dem wohl nicht so ist, dass es da eine gemeinsame graue Vorzeit geben muss, als die ewig kindliche Frau tatsächlich noch Kind war, wenngleich wohl ein recht frauliches. Schon damals hat bestimmt keiner – außer vielleicht Lulu? – jemals „nach ihm gefragt“. Und auch jetzt, am Ende des grausamen Spiels um Aufstieg und Fall der von allen begehrten „Urgestalt des Weibes“, ist nur gewiss, dass Schigolch nie und nimmer „unten im Lokal“ zu finden wäre, würde denn je einer „nach ihm fragen“.

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