Immobiliendeals - der Manager liebster Nebenjob

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Immobiliendeal zwischen Kika/Leiner-Boss Herbert Koch und Hypo machte Schlagzeilen. Die Immobilieninvestments anderer Manager laufen da schon viel diskreter ab. Obwohl die ordentlich umtriebig sind.

Nichts als Ärger mit der Hypo. Herbert Koch hat ganz offensichtlich die Nase voll. Zuerst tauchte der Kika/Leiner-Seniorchef im Zusammenhang mit Tilo Berlin als Hypo-Investor auf. Und jetzt werden auch noch Kochs Immobilieninvestments thematisiert. Das ist zu viel, und Koch will zu der Angelegenheit daher absolut nichts mehr sagen. Nur soviel: „Das ist Privatsache.“

Schlimm genug, dass in den vergangenen Tagen schon viel zu viel über Kochs „Privatsache“ schamlos an die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Bloß weil er kurz vor der Notverstaatlichung der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank zufälligerweise ein ansehnliches Wörthersee-Grundstück ebendieser Bank erworben hatte. Angeblich recht wohlfeil, was Koch (als er noch gewillt war zu reden) stets heftig dementierte. Und dass er vor Jahren Aufsichtsratschef der Hypo war, wurde ihm in dem Zusammenhang auch noch vorgeworfen. Koch räumte dazu unlängst ein: „Die Optik ist nicht schön. Aber das werde ich aushalten.“ Worauf man wetten kann.

Ja, im Immobilienbusiness braucht's halt starke Nerven. Und da hat Herbert Koch schon reichlich Erfahrung sammeln dürfen. Seit rund 20 Jahren investiert er so nebenbei in Immobilien aller Art. Nicht nur am Wörthersee, wohlgemerkt, wo er schon bei vier Projekten im Boot ist. Auch in Wien verfügt er bereits über eine lange Liste von Immobilieninvestments. Meist handelt es sich dabei um Altbauten, die saniert und parifiziert wurden.

Und weil Österreich bekanntlich ein Dorf ist, finden sich bei den Immobilien, an denen Koch Anteile hält, auch etliche andere prominente Wirtschaftstreibende als Investoren. BBAG-Altaktionär Helmut Marsoner beispielsweise ist da dabei oder Peter Zgonc, Ex-OMV-Chef Richard Schenz, Ex-ORF-Betriebsratschef Heinz Fiedler und der frühere Jenbacher-Vorstand Norbert Frömmer.

Alle sind sie auf der Suche nach lukrativen Opportunitäten im Immobiliengeschäft. Quasi ein Selbstläufer: „Man kennt sich halt“, plaudert ein Investor aus der Schule – regelmäßig würden einem im Rahmen einer netten Plauderei unter „Exkollegen“ das eine oder andere feine Investment angeboten. Immobilienexperte Alexander Neuhuber meint denn auch: „Offenbar hat das Immobilienvirus viele erwischt. Vor allem auf ehemalige Manager und Unternehmer scheinen Immobilien eine ganz besondere Faszination auszuüben.“

Dieser „Faszination“ ist eine ganze Reihe von ehemaligen österreichischen Generaldirektoren erlegen. Etwa Ex-ÖBB-Chef Martin Huber, der frühere Palmers-Boss Rudolf Humer, der seinerzeitige CA-Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari, der Nicht-mehr-Kommunalkredit-Chef Reinhard Platzer, der ehemalige Wienerberger-Chef Erhard Schaschl oder Ex-Nationalbank-General Adolf Wala. Um nur einige wenige Ex-Generaldirektoren zu nennen.

Wobei die Faszination bei einigen mit Beginn der Finanzkrise in regelrechte Panik umgeschlagen hat. „Ist ja verständlich“, schmunzelt ein Immobilienprofi, „die sitzen auf einem Berg Geld – und als die Krise mit der Lehman-Pleite virulent geworden ist, haben sie sich plötzlich Sorgen gemacht“. Seitdem wird von den Topverdienern in der Wirtschaft – oder denen, die es einmal waren – gekauft, gekauft, gekauft. Eines der aufsehenerregenden Beispiele: Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner, der Ende 2008 sechs Zinshäuser der Immofinanz in bester Wiener Innenstadtlage um kolportierte 75 Millionen Euro erwarb.

Irgendwie naheliegend: Mit Immobilien kann, wenn man sich nicht extrem ungeschickt anstellt, nicht sonderlich viel schiefgehen. Und so manch ein Wirtschaftstreibender wird wohl Karl Wlaschek als Vorbild vor Augen haben. Der Billa-Gründer hat sich nach dem Verkauf seines Lebensmittelhandelsimperiums auf Immobilien verlegt. „Anfangs ist das von allen noch belächelt worden“, erzählt ein Branchenintimus, „heute gehören Wlaschek rund 60 Immobilien in bester Innenstadtlage“.

Da ist vielen das Lächeln vergangen. Beziehungsweise schreit das nach Nachahmung. Kein Wunder also, dass Karl-Heinz Grasser nach seiner lang dauernden Phase der beruflichen Neuorientierung schlussendlich im Immo-Business gelandet ist.

Möge das bloß gutgehen. Weil eine g'mahde Wies'n ist das hauptberufliche Geschäft mit Immobilien für Quereinsteiger keinesfalls. Was man am Beispiel des Michael Gröller ganz gut erkennen kann.

Der frühere Chef des Kartonerzeugers Mayr-Melnhof ist nach seiner Pensionierung groß ins Immobilienbusiness eingestiegen. Seine Citim-Holding erwarb zwei große Zinshauspakete – unter anderem vom Sohn des Billa-Gründers, Karl Philipp Wlaschek.

Und bei den Investoren brauchte sich Gröller zunächst auch keine Sorgen zu machen – wie gesagt, „man kennt sich“. Er holte also diverse gute, alte Bekannte ins Boot: Industrie-Präsident Veit Sorger etwa, Fruchtsafterzeuger Franz Rauch ebenso. Mit dabei war auch der damalige Verbund-Chef Michael Pistauer, Ex-RHI-Chef Helmut Draxler und der frühere Siemens-Boss Albert Hochleitner. Bis auf Pistauer haben sie alle der Citim mittlerweile den Rücken gekehrt.

In der Branche heißt es, Gröller habe das Business unterschätzt. Er habe die Immobilienpakete erstens zu teuer eingekauft und zweitens habe sich dann auch noch herausgestellt, dass die veranschlagten Sanierungskosten zu tief gegriffen waren. Für die Investoren gab es somit Nachschussbedarf, und da wollten offenbar nicht alle mitmachen.

Gröller hält jedenfalls eisern die Stellung und dementiert, auch nur irgendwelche Probleme zu haben. „Es stimmt schon, dass einige Investoren gegangen sind“, räumt er ein, „aber das sind ja lauter Freunde. Da hat es nie ein Problem gegeben“. Er sei jedenfalls laufend dabei, Immobilien zu verkaufen. Nicht aus Not, wohlgemerkt.

Verkaufen will auch der einstige PR-Guru Ernst Scholdan. Der hatte vor Jahren ein umfangreiches Immobilienpaket der Brau Union in Graz, Salzburg und Schwechat gekauft – insgesamt 2,7 Millionen Quadratmeter um 253 Millionen Euro. „Grund und Boden ist normalerweise ein solides Investment“, sagt Scholdan, „aber wenn die Kunden aufgrund der Wirtschaftskrise keine Finanzierung zustande bringen, dann geht nichts“.

Scholdan steckt gerade mitten in den Verhandlungen über den Verkauf der Flächen. Ob das ohne gröbere Verluste möglich sein wird? Scholdan: „Das werden wir am Ende des Tages sehen.“

auf einen blick

Die Wörthersee-Immobilie, die Kika/Leiner-Seniorchef Herbert Koch von der Hypo erworben hat, hat Schlagzeilen gemacht. Zu Unrecht, wie Koch beklagt. Tatsache ist: Viele Ex-Firmenchefs stecken viel Geld in Immobilien. Vor allem wegen der Wirtschaftskrise. Aber nicht alle sind glücklich mit ihrem Investment.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2010)

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