Jemen: Houthi-Rebellen töten Ex-Präsident Saleh

REUTERS/Khaled Abdullah
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Die Partei des früheren Staatschefs bestätigt dessen Tod. Dass der einstige Verbündete der Rebellen sich zu Gesprächen mit Saudiarabien bereit erklärte, kostete ihm das Leben.

Der Tod des früheren jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh ist von dessen Partei bestätigt worden. Saleh sei von schiitischen Huthi-Rebellen getötet worden, sagte eine führende Vertreterin von Salehs Partei, Faika al-Sajjed, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Damit bestätigte sie Angaben der Rebellen.

Saleh war bis zu den Aufständen des sogenannten Arabischen Frühlings an der Macht, spielte aber auch danach eine wichtige Rolle. Er war mit den Houthi-Rebellen zunächst verbündet, weil beide den international anerkannten Staatschef Abd-Rabbu Mansur Hadi zum Feind hatten. Doch Rivalitäten um das gemeinsam beherrschte Gebiet, darunter Sanaa, führten zum Zerwürfnis: Am Samstag erklärte sich Saleh zu Gesprächen mit Saudi-Arabien bereit, das Hadi unterstützt. Beobachter sehen darin eine mögliche Wende in dem Bürgerkrieg. Die Houthi-Rebellen reagierten freilich erbost auf Salehs Schwenk und sprachen von Hochverrat. Am Mittwoch eskalierte der Konflikt so sehr, dass sich die früheren Verbündeten schließlich offen bekämpften.

Die schiitischen Huthis werden vom Iran unterstützt, während eine internationalen Militärallianz unter der Führung Saudi-Arabiens Hadi wieder zur Macht verhelfen will. Das Königreich und die Regierung in Teheran liefern sich in dem Land einen Stellvertreterkrieg.

Krankenhäusern gehen die Leichensäcke aus

In Sanaa toben seit Tagen heftige Straßenkämpfe. Am Montag griffen Kampfflugzeuge des internationalen Bündnisses erneut Stellungen der Huthis an, um Salehs Einheiten zu unterstützen. Bewohnern zufolge sprengten die Aufständischen auch sein Haus.

Die Lage für die Bevölkerung wird immer prekärer. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz teilte mit, in den vergangenen sechs Tagen seien allein in drei Kliniken 125 Tote und 238 Verletzte gezählt worden. Gebraucht würden etwa Verbandsmaterial und Treibstoff für Notstromaggregate. Die Krankenhäuser hätten außerdem um Leichensäcke gebeten, sagte eine Sprecherin der Organisation in Genf.

Der für den Jemen zuständige UN-Nothilfekoordinator Jamie McGoldrick beklagte, die Straßen von Sanaa seien zum Schlachtfeld geworden. Helfer säßen fest. Er forderte eine sechsstündige Feuerpause am Dienstag, damit sich Zivilisten in Sicherheit bringen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ihre Arbeit fortsetzen können.

Acht Millionen Menschen könnten verhungern

Im Jemen herrscht wegen des jahrelangen Konflikts und aufgrund einer Dürre eine schwere humanitäre Krise. Verschärft wird diese durch eine Blockade, die das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis Anfang November nach dem Abschuss einer Rakete auf den Flughafen der saudi-arabischen Hauptstadt Riad verhängt hatte. Die Rakete war von Saudi-Arabien abgefangen und zerstört worden. Mehr als acht Millionen Menschen könnten laut UNO ohne direkte Hilfe verhungern. Insgesamt leiden 17 Millionen Menschen im Jemen unter einer unsicheren Ernährungslage.

(APA/Reuters)

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