Nordirland dürfte selbst nach dem britischen EU-Austritt in Binnenmarkt und Zollunion bleiben. London droht ein Dominoeffekt - schon fordern die Schotten gleiches Recht.
Wenn Theresa May der erratische rechte Flügel ihrer eigenen Partei nicht wieder hineingrätscht, dürfte sie am Montag in Brüssel einen Beleg für ihr oft angezweifeltes staatsmännisches Verantwortungsgefühl geliefert haben. Sollte sie es akzeptieren, dass Nordirland auch nach dem Brexit Ende März 2019 de facto im Binnenmarkt und in der Zollunion der EU bleibt, würde das den größten Brocken beiseite schaffen, welcher der Verhandlung über die künftige politische und wirtschaftliche Beziehung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich im Wege liegt. Denn eine physische Grenze zwischen Irland und Nordirland würde die Geister des Bürgerkrieges zum Leben erwecken.
Doch kann man, im Lichte dieser Lösung der irischen Frage, eigentlich noch von einem im eigentlichen Wortsinn "vereinigten" Königreich reden? Denn die Sonderrechte für die Nordiren rufen Begehrlichkeiten in anderen Teilen Großbritanniens hervor. "Wenn ein Teil des Vereinigten Königreichs faktisch im Binnenmarkt bleiben kann (was die richtige Lösung für Nordirland ist), gibt es sicherlich keinen guten praktischen Grund, wieso das andere nicht können", stellte Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon der Regierung Theresa Mays die Rute ins Fenster.