Missbrauch: Opfer meldet sich bei Klasnic

(c) Michaela Bruckberger
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Die vom ÖSV eingesetzte Ombudsfrau will Juristen, Psychologen und Pädagogen an Bord holen.

Wien. Waltraud Klasnic hat erst vor wenigen Tagen die Bürde vom Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Peter Schröcksnadel, auferlegt erhalten. Ihre neue Funktion, Ansprechpartnerin bei Missbrauchsfällen im ÖSV zu sein, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Das erste Opfer hat sich aber bei der Hotline (0664/3835260) bereits gemeldet, wie die „Presse“ erfährt.

Eine betroffene Person – nähere Angaben unterliegen der allen Kontaktsuchenden zugesicherten Vertraulichkeit – hat der früheren Landeshauptfrau über einen Vorfall aus dem Jahr 1974 berichtet. Die Steirerin versucht nun diskret hinter den Kulissen, diesem Fall nachzugehen.

Klasnic selbst sagte auf Anfrage der „Presse“ gestern, Montag: „Ich bin offen für jede und jeden, der sich bei mir meldet. Es haben sich schon Menschen gemeldet, die erzählen wollen, was vor 20, 30 Jahren passiert ist.“ Mehr will sie derzeit öffentlich nicht sagen.

Team im Jänner vorgestellt

Bisher haben sich insgesamt knapp mehr als ein Dutzend Personen gemeldet, die ihr – mit der genannten Ausnahme – Hinweise auf (sexuelle) Gewalt anderen gegenüber in einem ÖSV-Team oder einer Skisportschule gegeben haben. Klasnic, die seit 2010 auf Bitte Kardinal Christoph Schönborns die Opferschutzanwaltschaft leitet, will ihre dort gewonnenen Erfahrungen nützen. Sie hat dem Vernehmen nach erste, positiv verlaufene Kontakte mit Juristen, Psychologen, Psychiatern und Pädagogen aufgenommen, um sie als Experten an Bord zu holen. Ihr Team will sie im Jänner präsentieren. Auch mit der Tiroler Landesrätin Beate Palfrader, die gleichfalls eine Hotline eingerichtet hat, hat Klasnic bereits ein Gespräch geführt.

Und auch das Verfassen eines Berichts ist geplant – der Empfehlungen über den Umgang mit Opfern (finanzielle „Entschädigungen“?) sowie Prävention beinhalten soll. (d. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2017)

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