Pakistan: Mindestens 20 Tote bei US-Drohnenangriff

Pakistan: Mindestens 15 Tote bei US-Drohnenangriff
Pakistan: Mindestens 15 Tote bei US-Drohnenangriff(c) Comcamgrupac (Jeffrey S. Viano)
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Die US-amerikanische Militäraktion soll dem Talibanführer Hakimullah Mehsud gegolten haben. Dabei wurden im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet mehrere Aufständische getötet.

Beim Angriff einer US-Drohne sind am Sonntag im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet mindestens 20 mutmaßliche Rebellen getötet worden. Nach pakistanischen Angaben galt der Angriff einem Unterschlupf der Aufständischen. In einer Audiobotschaft trat Pakistans Talibanführer Hakimullah Mehsud am Samstag Spekulationen entgegen, er sei in den vergangenen Tagen Opfer eines Drohnenangriff geworden.

Der Angriff mit der unbemannten Drohne am Sonntag erfolgte im Gebiet von Shaktoi an der Grenze zwischen Süd- und Nord-Waziristan. Auf das Ziel wurden vier Raketen abgefeuert, wie Gewährsleute mitteilten. In anderen Berichten war von zwei Raketen die Rede. Die Rebellen suchten nach weiteren Opfern in den Trümmern des Gebäudekomplexes, sagte ein pakistanischer Behördenvertreter, der die Zahl von 20 Toten bestätigte; zunächst war von 15 Todesopfern die Rede gewesen. Die Attacke habe offenbar Mehsud gegolten, der sich häufig in dem Gebiet aufhalte.

Bei den Todesopfern handelt es sich Geheimdienstangaben zufolge um fünf Usbeken und 15 pakistanische Taliban. Vier weitere Extremisten wurden verletzt. Das beschossene Haus wurde demnach vom Anführer einer usbekischen Organisation mit Verbindungen zur Al-Kaida genutzt. Ob er getötet wurde, war zunächst unklar.

Nach einem Drohnenangriff in derselben Gegend am Donnerstag waren aus pakistanischen Sicherheitskreisen Spekulationen über den möglichen Tod von Mehsud laut geworden. Am Samstag sagte der Talibanführer jedoch in einer Audiobotschaft: "Ich lebe, ich bin ok, ich bin nicht verletzt." Zum Zeitpunkt des Angriffs habe er sich nicht in der Gegend aufgehalten.

Zugleich warnte Mehsud, bei weiteren Drohnenangriffen sei die Regierung in Islamabad für jede weitere Eskalation verantwortlich. Bereits am Freitag hatten die Taliban in einer Audio-Botschaft dementiert, dass Mehsud bei dem Angriff am Vortag getötet worden sei.

Der US-Angriff am Sonntag war bereits der mindestens zehnte dieser Art seit Jahresbeginn in der Region. Allein durch die drei jüngsten Angriffe wurden nach pakistanischen Angaben mindestens 46 mutmaßliche Rebellen getötet. Im Bezirk Bayaur erschossen Unbekannte am Sonntag einen als Taliban-Gegner bekannten Stammesältesten, wie ein örtlicher Behördenvertreter sagte.

Hakimullah Mehsud hatte im August die Führung der pakistanischen Taliban, der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) übernommen, nachdem sein Vorgänger, Baitullah Mehsud, bei einem Drohnenangriff in Süd-Waziristan getötet worden war. In der Übergangszeit, als der Führungswechsel noch nicht gesichert war, wurde der Tod Baitullah Mehsuds von den Taliban vehement bestritten. Die Taliban in Pakistan verübten seit dem Sommer 2007 eine Serie schwerer Anschläge, zumeist Selbstmordattentate, bei denen rund 3.000 Menschen ums Leben kamen.

Der pakistanische Innenminister Rehman Malik kündigte am Sonntag an, die pakistanischen Truppen - die Mitte Oktober 2009 in der Region eine Großoffensive gegen die Taliban gestartet hatten - würden die Terroristen zur Strecke bringen. Sie könnten nur überleben, wenn sie die Waffen niederlegten - und Reue zeigten. "Sonst droht ihnen ein fürchterliches Ende", sagte Malik. Die Taliban ihrerseits drohten mit Vergeltung, sollten die US-Drohnenangriffe nicht aufhören.

Rund 30.000 pakistanische Soldaten hatten am 17. Oktober die Großoffensive gegen die Taliban in Süd-Waziristan begonnen. Nach Militärangaben wurden in den vergangenen drei Monaten mehr als 650 Militante und fast 90 Soldaten getötet. Die Taliban reagierten mit einer Serie von blutigen Bombenanschlägen, bei denen seit Mitte Oktober mehrere Hunderte Menschen ums Leben kamen. Tausende islamistische Kämpfer sollen nach Nord-Waziristan sowie in die nahen Stammesgebiete von Kurram und Orakzai geflohen sein - die Rückzugsgebiete von Mehsud.

(Ag.)

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