Missbrauchsvorwürfe in Schladming: Opfernotruf geplant

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Nach dem "Presse"-Interview mit einer Absolventin der Skihauptschule Schladming will die steirische Schullandesrätin die Vorfälle lückenlos aufklären.

In der Mittwochausgabe von "Die Presse" hat eine ehemalige Absolventin der damaligen Skihauptschule Schladming (heute NMS Schladming) über derbe, bis zu körperlichen Verletzungen führende Rituale wie das "Pastern" von neu ankommenden Schülern berichtet. Die Frau, die anonym bleiben will, war Ende der 1990er Jahre im dortigen Internat untergebracht.

Nach dem Bekanntwerden dieser Vorwürfe hat Bildungslandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) eine Notrufnummer einrichten lassen. Betroffene können sich laut dem Schladminger Bürgermeister Jürgen Winter (ÖVP) auch an die Hotline von Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic wenden.

Schüler, die in steirischen Schulen bzw. Internaten gewaltsame Übergriffe erlebt haben, können laut dem Büro der steirischen Bildungslandesrätin Lackner unter der Notrufnummer des Gewaltschutzzentrums Steiermark (0316 77 41 99) Unterstützung, Beratung und Betreuung finden. "Betroffene können sich anonym an die Stelle wenden, die Stelle hat keine Meldepflicht", sagte der Sprecher der Landesrätin, Michael Samec. Opfer erhalten psychologische Betreuung und falls gewünscht auch juristische Beratung.

Maßnahmen zur Aufarbeitung

Dem Bürgermeister von Schladming hat wiederum die ehemalige steirischen Landeshauptfrau und Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic zugesagt, die Aufarbeitung von möglichen Missbrauchsfällen auch im Zusammenhang mit dem Schladminger Sportschulstandort zu unterstützen. Betroffene können sich demnach auch unter waltraud.klasnic@opfer-schutz.at bzw. der Telefonnummer 0664 383 52 60 melden. In Schladming selbst wird es am kommenden Mittwoch (13. Dezember um 8.00 Uhr) in der Ski-NMS eine Informationsveranstaltung für Eltern und Schüler geben, kündigte der Bürgermeister gegenüber der APA an. Weiters sei eine Liste mit Rechtsanwälten in Schladming, Graz und Salzburg in Ausarbeitung, an die sich ehemalige Schüler, "die schlimme Erfahrungen machen mussten", wenden können.

Vonseiten des Bildungsministeriums wurde ein "Meldetelefon" unter der bundesweit kostenfreien Nummer 0800 205676 eingerichtet. Die Stelle nimmt auch unter (https://www.bmb.gv.at/schulen/service/meldetelefon.html) Meldungen von Personen, die im schulischen Umfeld von sexuelle Übergriffen und Missbrauchsfällen betroffen sind oder waren. Das Meldetelefon nimmt den Fall und Anliegen auf und führt sie einer weiteren Bearbeitung zu. Melden können sich Personen aus ihrem sozialen Umfeld der Betroffenen, hieß es vonseiten des Ministeriums. Die Weisung des Bildungsministerium nach einer Sachverhaltsdarstellung der Schulaufsicht, wie sie in der Vorwoche an die betroffenen Schulen in Tirol ergangen ist, wurde am Mittwoch auch auf den steirischen Schulstandort ausgedehnt.

"Wir nehmen die Thematik sehr ernst", hieß es vonseiten des zuständigen Landesschulinspektors für NMS, Hermann Zoller. "Wenn es tatsächlich so war, dass Lehrer gezielt weggesehen haben, dann müssen natürlich Maßnahmen ergriffen werden. Dafür sind wir aber auch auf entsprechende Meldungen und Namensnennungen angewiesen", sagte Zoller.

(APA)

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