Die Kommissare Rubin und Karow fahnden in der thematisch vollgestopften "Tatort"-Episode "Dein Name sei Harbinger" nach einem Serienmörder. Als Kulisse dient die Berliner U-Bahn. Spooky.
Unsere Wertung für diesen "Tatort":
6,5 von 10 Punkten
Worum geht's in "Dein Name sei Harbinger"?
Ein Student wird brutal zusammengeschlagen und wenig später am Stadtrand von Berlin verbrannt in einem gestohlenen Transporter gefunden. Das ist optisch und olfaktorisch so grausig, dass sich einer von der Spurensicherung lieber "zur Verkehrswacht" versetzen lassen will. Bald stellt sich heraus, dass es drei ältere Fälle gibt, in denen der Täter ähnlich vorgegangen ist. Bald stoßen Kommissarin Nina Rubin und Kollege Robert Karow auf eine Gemeinsamkeit der Opfer: Sie alle hatten Verbindung zu einer Kinderwunsch-Klinik in Berlin-Wannsee.
Worum geht's noch?
Ist jedes Mittel recht, wenn es darum geht, Paaren zu ermöglichen, ein Kind zu bekommen? Darf die Medizin alles, was sie kann? Rubin und Karow treffen bei ihren Recherchen unter anderem auf eines der ersten Retortenbabys Deutschlands, dessen lesbische Mütter es mit ihrer ungewöhnlichen Familiengründung in den 1980-er Jahren sogar auf die Titelseiten schafften.
Wer ermittelt?
Nina Rubin (Meret Becker) hat sich langsam den Titel Frau Kommissar Chaos verdient: Beruflich hat sie zwar alles im Griff, aber wenn es Kaffee auf die Bluse gibt, dann ist es garantiert ihre. Und im Privatleben läuft es wieder einmal alles andere als super. Diesmal ertappt sie Sohn Tolja in der U-Bahn beim Drogenkauf - und lässt ihn festnehmen. Rubin kann also ganz schön hart und dann wieder so empathisch sein. Sie ist eine gebührend kratzbürstige Partnerin für Robert Karow (Mark Waschke), der sich den von ihr immer wieder gern vergebenen Titel "so'n Arsch" auch diesmal wieder redlich verdient. Immerhin ist er nicht nur den anderen gegenüber gnadenlos, sondern schont sich auch selber keineswegs. Vielleicht also doch nicht "so'n Arsch"!
Was gefällt?
Regisseur Florian Baxmeyer setzt diesen deprimierenden Krimi vor der tristen Kulisse der Berliner U-Bahn in Szene - sehr passend. Kamerafrau Eva Katharina Bühler fängt mit ihren Bildern gekonnt die Atmosphäre ein: beschmierte Wände, rasselnde Metallverschläge, sich durch die Tunnels windende U-Bahnen, einen trommelnden Straßenmusiker. Fast meint man, den unterirdischen Gestank zu riechen. Dort treibt sich auch der Schlüsseldienst-Betreiber Werner herum, ein Borderliner mit Verfolgungswahn, den Christoph Bach sehr überzeugend spielt - und spooky.

Wo hakt's?
Dieser "Tatort" verheddert sich in zu vielen Themen: Es geht um Ethik in der Fortpflanzungsmedizin, lesbische Partnerschaft, missratene Kinder, entlassene Psychos, gekränkten Narzissmus und die Frage nach den Eltern und der eigenen Herkunft. Das ist viel Input für eineinhalb Stunden - dafür nimmt man sich kaum Zeit, den Grund für das Verbrechen zu beleuchten. Das Motiv bleibt letztlich ziemlich vage.