Bei dem Raketenangriff sollen zwei Palästinenser getötet worden sein. Erneut ist es zu Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Soldaten gekommen.
Nach den Unruhen im Nahen Osten mit zwei Toten und mehr als 700 Verletzten am Freitag geht die Gewalt auch am Samstag weiter. Bei einem Raketenangriff der israelischen Armee wurden im Gazastreifen nach Angaben der dortigen Behörden zwei Palästinenser getötet und 15 verletzt. Das Geschoß sei Samstag früh in Nusseirat eingeschlagen, erklärte die radikalislamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert.
Die israelische Armee teilte mit, dass sie als Reaktion auf Raketenangriffe aus dem Gazastreifen mehrere Ziele in dem Küstenstreifen aus der Luft attackiert habe. Am Freitagabend war eine Rakete in der südisraelischen Stadt Sderot eingeschlagen. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Haaretz" wurden Autos beschädigt, Verletzte gab es keine. Die israelische Raketenabwehr fing ein weiteres Geschoß ab, von einer dritten Rakete wurde zunächst kein Einschlag gemeldet.
Hintergrund der Gewalt ist die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA. Die Hamas rief die Palästinenser erneut zu einem Aufstand (Intifada) gegen Israel auf.
In der Nähe von Bethlehem gab es am Samstag Zusammenstöße zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Soldaten gegeben, berichteten israelische und palästinensische Medien. Dabei sollen mehrere Menschen verletzt worden sein. Eine israelische Armeesprecherin sagte, am Rande des Gazastreifens hätten Dutzende Palästinenser Reifen verbrannt und Steine auf Soldaten geworfen.
Am Freitag waren aus Protest gegen die Entscheidung tausende Palästinenser nach den Freitagsgebeten in Jerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen auf die Straßen gegangen. Dabei kam es zu zahlreichen Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften. Im Gazastreifen starben zwei Palästinenser, wie die Zeitung "Haaretz" berichtete.
Abbas sagt Treffen mit US-Vizepräsident ab
Angesichts der Unruhen rief US-Präsident Donald Trump zu "Ruhe und Mäßigung" auf. Das sagte sein Sprecher Raj Shah zu Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One, die Trump am Freitagabend (Ortszeit) zu einer Veranstaltung nach Florida brachte. "Der Präsident hat Ruhe und Mäßigung geforderte, und wir hoffen, dass die Stimmen der Toleranz die des Hasses übertönen", sagte Shah. Er betonte, dass Trump weiterhin eine "dauerhafte Friedensvereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern" anstrebe.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte am Samstag ein Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence abgesagt. Die USA hätten mit der einseitigen Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels "alle roten Linien überschritten", sagte Abbas' diplomatischer Berater Madschdi al-Chalidi am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in Ramallah. Pence plant noch vor Weihnachten einen Besuch in Israel, auch eine Visite in den Palästinensergebieten war zunächst geplant. Am Donnerstag hatte das Weiße Haus die palästinensische Autonomiebehörde vor einer Absage gewarnt: Dies wäre "konterproduktiv".
UNO-Sicherheitsrat kritisiert USA
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats mussten die USA am Freitag massive Kritik aller 14 anderen Mitglieder des Gremiums einstecken. Die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, stelle einen "gefährlichen Präzedenzfall" dar, sagte der ägyptische UNO-Botschafter Amr Abdellatif Aboulatta in New York. Die Botschafter von Großbritannien, Italien, Schweden, Italien und dem derzeit nicht im Sicherheitsrat vertretenen Deutschland teilten nach der Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung mit, die Entscheidung sei nicht in Übereinstimmung mit UNO-Resolutionen und nicht hilfreich.
Israel hatte 1967 während des Sechs-Tage-Kriegs unter anderem das Westjordanland und den arabischen Ostteil Jerusalems erobert. Das Westjordanland kontrolliert es bis heute, Ost-Jerusalem hat Israel annektiert. Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt, was international nicht anerkannt wird. Die Palästinenser sehen dagegen in Ost-Jerusalem die künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaates, der das Westjordanland und den Gazastreifen umfasst. Allerdings leben schon heute in Ost-Jerusalem und im Westjordanland mehr als 600.000 jüdische Siedler.
(APA/AFP/dpa)