Tag 1: Abenteuerliche Ankunft in Port-au-Prince

Livebericht In einem wackligen Flugzeug erreicht "Presse"-Reporter Stefan Riecher von Santo Domingo aus die zerstörte Stadt Port-au-Prince. Schon bei seiner Ankunft sieht er Dutzende Verletzte und Tote.

Freitag,6 Uhr früh MEZ (0 Uhr Ortszeit):

Gemeinsam mit vielen anderen Journalisten liege ich am Pool aufgefädelt. Es sind auch viele Geschäftsleute da, die den Weg außer Landes noch nicht gefunden haben. Viele betrinken sich, um das Geschehen zu verarbeiten.

Freitag 2 Uhr früh MEZ (Donnerstag, 20 Uhr Ortszeit):

Endlich habe ich ein nicht eingestürztes Hotel gefunden. Es ist übervoll, kein Zimmer frei. Der Besitzer lässt mich im Freien beim Pool schlafen - besser als nichts. Es gibt Wasser und Schinkensandwiches um 5 Dollar - das zehnfache des Normalpreises in Haiti.

Donnerstag, 23 Uhr MEZ (17 Uhr Ortszeit):

Die Überlebenden bereiten sich auf die zweite Nacht nach dem Beben vor. Hunderttausende Obdachlose schlafen auf Gehsteigen und Wiesen. Sie haben kein Wasser, nichts zu essen.

Eine ältere Frau bittet mich in ihr Haus, wo ihre schwerverletzte Tochter liegt. Ihr Auge ist völlig zugeschwollen, an den Armen tiefe Fleischwunden. Blut überall, sie schreit. Auf dem Flughafen sind zahlreiche Hilfskräfte, in der Stadt sind noch kaum welche zu sehen.

Donnerstag, 21 Uhr MEZ (15 Uhr Ortszeit):

Leichen überall auf den Straßen, darunter viele Babys und Kinder. Wieviele Tote es gibt, ist schwer zu sagen, viele Tausend sind es sicher. Ich sehe mindestens 500. Der Taxifahrer sagt, es sieht überall in der Hauptstadt so aus. Ganze Viertel sind völlig zerstört, mehrstöckige Häuser sind eingestürzt. Gelegentlich hört man Kinder schreien.

Donnerstag, 16:33 Uhr MEZ (10:33 Ortszeit):

Bin am Flughafen in Port-au-Prince gelandet. Die Flugzeit betrug statt einer Stunde zwei Stunden. Der Flieger musste vor der Landung lange über dem Flughafen drehen, es waren zu viele Flugzeuge in der Luft.

Vor dem Flughafen herrscht Chaos pur. Tausende Leute schreien und wollen in den Flughafen. Überall Verletzte.

Die US-Army sichert das Flughafengebäude. Das Gebäude ist schwer beschädigt aber nicht zusammengestürzt.

Derzeit funktionieren hier weder Internet noch Mobilnetze, kein Handy, kein Blackberry, ich rufe über das Satellitentelefon an und gebe den Text durch.

Hilfsgüter kommen langsam an. Am Flughafen sind US-Air Force und die US Küstenwache sowie belgische, spanische und französische Truppen im Einsatz.

Donnerstag, 13 Uhr MEZ (7 Ortszeit):

Im Flieger von Santo Domingo nach Port-au-Prince, stundenlages Verhandeln um einen der wenigen Privatflieger, die Port-au-Prince anfliegen. Ein Pilot, fünf Passagiere, sehr wackelig.

Ich bin mit vier kanadischen Journalisten an Bord. Wenn alles gut geht, landen wir in einer Stunde in Port-au-Prince. Laut dem Piloten, der schon den ganzen Tag hin und her fliegt, erwartet uns dort Chaos pur.

Während Tausende Verletzte versuchen, aus Port-au-Prince rauszukommen, versuchen Tausende Hilfskräfte und Journalisten reinzukommen.

Der Flughafentower in Port-au-Prince ist schwer beschädigt, daher können nur kleine Privatmaschinen während des Tages landen. Nach Einbruch der Dunkelheit geht nichts mehr.

Wenn alles gut geht, gibt es in ein paar Stunden Updates aus Port-au-Prince. Ich gebe zu: ein wenig Nervosität fliegt mit. Start in zwei Minuten, sagt der Pilot gerade.

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