Science-Fiction? I wo, die Galaxie beginnt im Kinderzimmer.
Ein Kinderhochbett ist eine gefährliche Sache. Die Treppe ist für kleine Füße gemacht, den Zubettbringer erwartet bei gelöschtem Licht ein riskanter Abstieg. Doch wird dieser vollends zum Spießrutenlauf, wenn jeder freie Zentimeter im Kinderzimmer mit kleinen Figuren vollgestellt ist. Die meisten davon mit Laserschwertern bewaffnet.
Die Geschichte der Kindheit meines Sohnes ist (auch) die Geschichte von „Star Wars“-Lego. Freilich hat er die Filme gesehen, alle (damals noch) sechs Teile, immer und immer wieder. Aber Stunden, Tage, Wochen und buchstäblich Jahre hat er in Gesellschaft des „Star Wars“-Ensembles verbracht. Mit Yoda, Luke Skywalker, Darth Vader, Chewbacca, unzähligen Sturmtrupplern, dem extravaganten General Grievous mit seinen vier (!) Laserschwertern und all den anderen drei Zentimeter hohen Helden und Bösewichten. Zum Geburtstag, zu Weihnachten, zum Zeugnis, zu Ostern hat er sich stets neue Figuren gewünscht. Dann sind wir übersiedelt. Um meinem traurigen Sohn den Abschied zu erleichtern, fand er im neuen Zimmer seinen „Star Wars“-Lego-Traum: den Todesstern. Zusammengebaut hat er ihn sofort. Gespielt hat er nie damit. Auch Yoda und Co. sind im Umzugskarton geblieben. Und mit ihnen die ganze Galaxie.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2017)