Berlin: Weihnachtsmarktattentäter offenbar von deutschem Salafistenprediger angeheuert

APA/dpa/Bernd von Jutrczenka
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Der in Deutschland aktive Abu Walaa soll Anis Amri angeworben haben, den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Dezember 2016 zu verüben, berichtet ARD.

Der Berliner Weihnachtsmarktattentäter Anis Amri soll einem Bericht zufolge vom IS-nahen Netzwerk des in Deutschland aktiven Islamisten Abu Walaa für den Anschlag auf den Breitscheidplatz angeworben worden sein. Der aus dem Irak stammende Ahmad Abdullah A. alias Abu Walaa soll laut ARD die "Ausführung des in Rede stehenden Anschlags autorisiert" haben.

Amri habe bei Abu Walaa eine "dreißigminütige Privataudienz" gehabt und eine "exklusive Beziehung" zu ihm unterhalten, hieß es weiter in der für Montagabend geplanten ARD-Dokumentation "Der Anschlag" unter Berufung auf Dokumente des Landeskriminalamts (LKA) Nordrhein-Westfalen. Laut Rundfunk Berlin-Brandenburg und "Berliner Morgenpost" heißt es in einem weiteren LKA-Dokument aus Düsseldorf, Amri sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" in Gesprächen mit Beschuldigten des Netzwerks von Abu Walaa "zur Verübung des Anschlags in Berlin angeworben" worden.

Gegen Abu Walaa und vier weitere Beschuldigte läuft derzeit ein Prozess wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung vor dem Oberlandesgericht Celle. Die Bundesanwaltschaft hält Abu Walaa für den "Kopf eines Netzwerks" zur Rekrutierung von Kämpfern für die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Abu Walaas Verteidiger äußerte sich laut ARD nicht zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten.

Deutscher Verfassungsschutz hält weitere Anschläge wahrscheinlich

Am 19. Dezember 2016 war der Tunesier Anis Amri mit einem gestohlenen Lastwagen in eine Menschenmenge auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast und hatte zwölf Menschen getötet. Auf der Flucht war er später in Italien von Polizisten erschossen worden. In dem Fall gab es eine ganze Serie von schweren Pannen und Ermittlungsfehlern.

Amri war ein bekannter Islamist, Gefährder und verurteilter Straftäter, der eigentlich hätte abgeschoben werden sollen, aber stattdessen mit diversen Identitäten umherzog, die Behörden täuschte, sich der Polizei entzog - und seine mörderischen Pläne zu Ende bringen konnte.

Der deutsche Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen sieht ein Jahr nach dem Anschlag ein hohes Risiko weiterer Attentate. "Das islamistisch-terroristische Personenpotenzial liegt inzwischen bei fast 1.900 Menschen", sagte Maaßen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Vor diesem Hintergrund müssen wir grundsätzlich damit rechnen, dass es zu einem Attentat kommen kann. Das ist bedrückend." Selbst wenn die Behörden einen Islamisten auf dem Radar hätten, gebe das keine absolute Sicherheit. 

(APA/dpa)

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