Der Gasknotenpunkt Baumgarten hat nicht nur für die OMV außerordentlich hohe Bedeutung. Ein erheblicher Teil des russischen Erdgases fließt über den Knotenpunkt nach Westeuropa.
Knapp 180 Milliarden Kubikmeter Gas lieferte die russische Gazprom im Vorjahr nach Europa. Mit etwas mehr als 40 Milliarden Kubikmetern fand knapp ein Viertel davon seinen Weg über den heimischen Gasknotenpunkt Baumgarten im niederösterreichischen Weinviertel seinen Weg nach Westeuropa. Bei ebendiesem Gasknotenpunkt gab es am jedoch Dienstagvormittag eine große Explosion. Laut der zuständigen OMV-Tochter Gas Connect Austria gab es dabei zwar große Schäden, mehrere Verletzte und sogar ein Todesopfer zu beklagen - die für den Winter wichtige Transportinfrastruktur des Gas-Hubs sei jedoch weiterhin intakt.
Mit etwa acht Milliarden Kubikmetern wird nur ein kleiner Teil der Gaslieferungen in Österreich selbst verbraucht. Der Großteil fließt seit der Inbetriebnahme des Knotenpunkts im Jahr 1974 weiter Richtung Deutschland und Italien. Fünf Tage braucht das Gas ab der russischen Grenze in der Regel, bis es das 18 Hektar große Areal erreicht, das eher abgeschieden zwischen den Feldern der lokalen Bauern liegt.

Für die OMV stieg die wirtschaftliche Bedeutung von Baumgarten in den vergangenen Jahren stark an. Der einst nur für die physische Verteilung gedachte Knotenpunkt wurde im Jahr 2009 zu einer mitteleuropäischen Gasbörse ausgebaut. Damals startete der CEGH (Central European Gas Hub), an dem neben der OMV auch die Wiener Börse mit 20 Prozent und inzwischen auch der slowakische Gasnetzbetreiber eustream mit 15 Prozent beteiligt sind. Durch den CEGH wurde der einst nur durch langfristige Lieferverträge mit der Gazprom ermittelte Gaspreis um einen Spotmarkt erweitert, der tagesaktuell einen Marktpreis für Gas ermittelt.
Künftig soll die Bedeutung von Baumgarten aber auch in physischer Hinsicht weiter zunehmen. So soll der zweite Strang der Ostseepipeline Nordstream, der ab Ende 2019 in Betrieb gehen soll, ebenfalls zumindest teilweise in Baumgarten ende. OMV-Chef Rainer Seele meinte dazu jüngst: "Gemäß unserer Vereinbarung mit der Gazprom wird es (Anm.: Nordstream 2) als Endpunkt Baumgarten haben." Und damit würde Österreich eine Diversifizierung der Importwege für russisches Gas bekommen. Denn derzeit laufen sämtliche Importe über die Ukraine, was beispielsweise während der Gaskrisen in den vergangenen Jahren auch zu großflächigen Ausfällen geführt hat. (jaz)