Einbrüche: Für Polizei bleibt Lage kritisch

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2009 war von einer ausufernden Einbruchskriminalität in Häuser und Wohnungen gekennzeichnet. Nun sucht die Polizei nach Lösungen. Die Zahl der Gewaltdelikte steigt an, mehr Täter kommen aus dem Ausland.

WIEN. „2009 war ein schwieriges Jahr für uns. Aber vor allem im Bereich der Haus- und Wohnungseinbrüche werden wir 2010 die Trendumkehr schaffen.“ Mit diesen Worten kommentierte am Montag Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamtes (BK), die Jahresbilanz der österreichischen Kriminalstatistik. Im vergangenen Jahr wurden 591.597 Strafdelikte angezeigt. Das sind um 3,3 Prozent mehr als 2008. Den höchsten Zuwachs bei den Bundesländern weist Wien auf – mit einem Plus von 7,2 Prozent.

Gekennzeichnet war das Jahr von einer ausufernden Einbruchskriminalität in Häuser und Wohnungen. Betroffen davon waren besonders die Ostregion („in Wien ist die Lage bei Wohnungseinbrüchen noch immer kritisch“, so Lang), aber auch die Ballungszentren um Graz und Linz. Insgesamt registrierte die Polizei österreichweit 7459 Einbrüche in Häuser – ein Plus von 33 Prozent gegenüber 2008. Darüber hinaus gab es 12.259 Anzeigen wegen aufgebrochener Wohnungen – ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zu 2008. „Diese zwei Bereiche sind unsere Sorgenkinder“, gibt Lang zu. Der Höhepunkt sei allerdings schon überschritten.

Die jüngsten Zahlen aus dem „Sicherheitsmonitor“ (er liefert im Gegensatz zur Kriminalstatistik einen tagesaktuellen Überblick über das Kriminalitätsgeschehen) seien sehr positiv. Zahlen nannte Lang jedoch keine – die Daten sind nur für den Dienstgebrauch bestimmt. Der BK-Chef ist für 2010 überzeugt, vor allem durch den Einsatz von verdeckten Ermittlern mehr Banden das Handwerk legen zu können.

Mehr Kfz-Diebstähle

Täter aus dem Ausland machen in der Kriminalstatistik 2009 knapp 28 Prozent aus. Dieser Anteil ist ein Prozent höher als im Jahr davor. Nach Herkunftsländern aufgeschlüsselt, liegen Deutsche und Serben mit 8323 bzw. 8117 Angezeigten fast gleichauf, dahinter folgen Türken und Rumänen. Im Bereich der Einbrüche in Häuser und Wohnungen kommen rund 71Prozent der Verdächtigen aus dem Ausland. Die meisten ausländischen Täter in diesem Bereich stammen aus Rumänien, Serbien, Georgien und Moldawien. Von „Kriminaltouristen“ könne man aber in diesem Zusammenhang nicht mehr sprechen, so Lang: Der Großteil der Täter sei bestens organisiert und verfüge über Wohnungen und Rückzugsmöglichkeiten in Österreich.

Die Zahl der Kfz-Diebstähle war im Herbst 2008 und dann noch einmal im vergangenen Sommer stark angestiegen – im Jahresvergleich von insgesamt 9049 auf 9289 Fälle. Die Fahrzeuge werden zumeist von Ungarn und Slowaken geknackt und abtransportiert. Die im Herbst eingerichtete „Soko Kfz“ soll hier gegensteuern. Zwar gibt es laut BK bereits Erfolge, diese wolle man aber vorerst nicht kommunizieren, um weiter in die Strukturen der Täter eindringen zu können.

Neue Zählweise im Februar

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei auch mehr Gewaltdelikte. 2008 gab es österreichweit knapp 100 angezeigte Mordversuche, 2009 bereits an die 150. Auch leichte und schwere Körperverletzungen wurden mehr angezeigt. Hier will die Exekutive in diesem Jahr mit Präventionsprojekten dem Trend entgegenwirken. Ebenfalls einen Zuwachs gab es im Bereich jener Kriminalitätsformen, die sich im Internet abspielen. Die Wirtschaftsfahnder im BK registrierten 2009 ein Plus von 300Prozent (8858 Fälle) von Betrügereien in Internetauktionen.

Für das heurige Jahr kündigt Lang eine Reform der Kriminalstatistik an: Zusammen mit dem Institut für Höhere Studien erarbeiten Experten der Kripo, Kriminologen und Strafrechtler eine neue Zählweise. Sie soll im Februar präsentiert werden und „logischer und nachvollziehbarer sein“, verspricht Lang. Und sie soll auch mit den Statistiken der vergangenen Jahre vergleichbar sein. Einen der Hauptkritikpunkte der jetzigen Kriminalstatistik, nämlich dass sie nicht aktuell sei, wird aber auch die neue Zählweise nicht ausmerzen können.

Verstärkte Tatortarbeit

(c) Die Presse / GK

Wie „Die Presse“ bereits berichtete, will das BK im heurigen Jahr in erster Linie die Tatortarbeit in ganz Österreich forcieren. Durch eine höhere Qualität der ausgewerteten Spuren soll es zu mehr Verurteilungen von Tätern kommen. Außerdem will Lang Bürgerbeteiligungsprojekte gegen Einbrecher verstärkt unterstützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2010)

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