TV-Kritik

"Tatort" Hamburg: Falke und der "Westentaschen-Goebbels"

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In diesem "Tatort" steht der Rechtspopulismus im Fadenkreuz. In "Dunkle Zeiten" gibt nicht nur Kommissar Thorsten Falke ein politisches Statement ab - kurz steht sogar Donald Trump im Fadenkreuz.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

7 von 10 Punkten

Worum geht's in "Dunkle Zeiten"?

Kurz vor der Wahl wird die Fraktionsvorsitzende der "Neuen Patrioten" immer wieder Ziel von Hasspostings und erhält sogar Morddrohungen. Also werden die Kommissare Falke und Grozs zu ihrem persönlichen Schutz abgestellt - was vor allem Falke gegen den Strich geht, denn er verabscheut die Rechtspopulisten und platzt mit seiner Meinung auch gern heraus. Einmal schimpft er einen der "Neuen Patrioten" einen "Westentaschen-Goebbels". Als der Ehemann der Politikerin bei einem Anschlag auf das Auto der beiden stirbt, finden rechte Gruppen im Internet schnell die Schuldigen: Der "linke Mob" wird sofort dafür verantwortlich gemacht . . .

Worum geht's noch?

Es geht um menschenverachtende politische Einstellungen - auf beiden Seiten des Spektrums. Denn nicht nur die "Neuen Patrioten" treiben hier einen Keil in die Gesellschaft - die anarchistischen und gewaltbereiten Demonstranten, die sich vor den Toren jeder Veranstaltung der "Neuen Patrioten" Straßenschlachten mit der Polizei liefern, sind genauso extrem. Mit dabei sind Profi-Randaliererin Paula (Sophie Pfennigstorf), die den naiven Softie Vincent (Jordan Dwyer) zum Mitmachen verführt.

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Wer ermittelt?

Man glaubt's ja nicht: In dieser Episode erlaubt die spröde Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) dem Kollegen Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) doch tatsächlich, sie künftig mit dem Vornamen anzusprechen. Aber nur, weil er sie drängt: "Finden Sie nicht auch, dass das noch ein bisschen unentspannt ist zwischen uns?" Ja, ist es. Und bleibt es auch - denn per Sie sind die beiden weiterhin.

Was gefällt?

Die Methoden der Rechtspopulisten sind ein aktuelles Thema. Politikerin Nina Schramm (aalglatt dargestellt von Anja Kling) versteht es, Tatsachen in Windeseile so zu verdrehen, wie es ihr passt - und dass man leicht drauf reinfällt, wenn man nicht genau aufpasst. Autor und Regisseur Niki Stein arbeitet auch sehr gut heraus, wie rechte Hetze im Internet funktioniert - und wie man durch ein paar gezielt gestreute Falschnachrichten im Netz und via Twitter jeden diskreditieren kann. Allen voran die Exekutive.

Wo hakt's?

Ja, Donald Trump ist als populäres Hass-Objekt und ein gutes Beispiel für einen Populisten, der seine selbst gebastelten Fake-News twittert. Ihn aber in einem Fadenkreuz zu zeigen, als Zielobjekt von einem, der mit einer schwarzen Maske vor dem Gesicht Schießübungen veranstaltet, ist geschmacklos. Und es tut auch nichts zur Sache, man hätte die Message auch so verstanden. So staatstragend wie diese Episode muss der "Tatort" nicht sein.

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