China verbietet "Avatar" aus Angst vor Aufständen

Shadow of US actress Weaver is pictured as she poses for the media in Berlin
Shadow of US actress Weaver is pictured as she poses for the media in Berlin(c) REUTERS (Tobias Schwarz)
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Viele Chinesen fühlen sich durch die "Na'vi" im 3D-Spektakel "Avatar" an eigene Zwangsumsiedlungen erinnert. Daher darf der Film ab kommendem Wochenende praktisch nicht mehr gezeigt werden.

Trotz des anhaltend starken Besucheransturms dürfen chinesische Kinos die normale Leinwandversion von "Avatar - Aufbruch nach Pandora" nur noch bis Freitag zeigen. Kinos in Peking berichteten am Dienstag, dass lediglich Lichtspieltheater mit 3D-Technologie den bisher erfolgreichsten Film in China weiter zeigen dürften. Da es nur sehr wenige Kinos mit dieser Technik gibt, kommt die Regelung praktisch einem Verbot gleich.

Erinnerung an geräumte Landstriche

Der prämierte Hollywood-Streifen hat in China einen Nerv getroffen, weil sich viele Chinesen durch die Geschichte über die gewaltsame Vertreibung eines Volkes an das Schicksal ihrer eigenen Familien erinnert fühlen, die zwangsweise ihre Häuser für neue Immobilienprojekte wie etwa Staudämme und Modernisierungen verlassen müssen.

Wie die Hongkonger Zeitung "Apple Daily" berichtet, wollen Chinas Propagandabehörden den Siegeszug von "Avatar" stoppen, "weil er die Besucher an Zwangsumsiedlungen denken lässt und möglicherweise Gewalt auslösen könnte". Auch nehme der ausländische Film heimischen Produktionen die Einnahmen weg.

Zwangsumsiedelung im Kino und in China

Die chinesische Kolumnistin Hung Huang beschrieb in der Tageszeitung "China Daily", warum sich viele Chinesen mit dem Na'vi-Volk in dem Science-Fiction identifizieren und sprach von einem "sozialen Phänomen". "All die zwangsweisen Umsiedlungen alter Nachbarschaften in China machen uns heute zu den einzigen Erdenbürgern, die wirklich das Leid der Na'vi nachempfinden können." Der chinesische Blogger Han Han schrieb: "Für Besucher in anderen Ländern ist eine solche brutale Räumung jenseits ihrer Vorstellungskraft. Es kann nur auf einem anderen Planeten oder in China stattfinden."

Konfuzius statt Cameron

Anstelle "Avatar", für den sich immer noch Schlangen vor den Kassen bilden, startet am Samstag der chinesische Streifen "Konfuzius", mit dem traditionelle Werte des Philosophen propagiert werden sollen. Kinos müssen für das Wochenende vorbestellte Karten für "Avatar" erstatten.

(Ag. )

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