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Verkauf von Niki an Lufthansa gescheitert

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imago/Rüdiger Wölk
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Die deutsche Fluglinie zieht das Angebot für die österreichische Air-Berlin-Tochter zurück. Grund sind harte Fusionsauflagen durch die EU-Wettbewerbsbehörde.

Die Übernahme der österreichischen Airline Niki durch die deutsche AUA-Mutter Lufthansa ist gescheitert. Grund sind harte Fusionsauflagen durch die EU-Wettbewerbsbehörde.

Die Lufthansa hat bereits Zugeständnisse gemacht, vor allem einen Verzicht auf bestimmte Start- und Landerechte. Das hat der EU-Kommission nicht gereicht. Die Kommission habe "klar signalisiert", dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Lufthansa-Tochter Eurowings "aktuell nicht genehmigungsfähig ist. Auf Basis dieser Einschätzung wird eine Übernahme von Niki durch Eurowings nicht weiterverfolgt", schrieb die Lufthansa Mittwochnachmittag in einer Aussendung.  Die deutsche Regierung hatte für die 150 Millionen Euro Massekredit an Air Berlin eine Bürgschaft übernommen. Als Besicherung für den Brückenkredit hatten wie berichtet Niki-Teile gegolten.

Krisensitzungen in Wien

In Wien wurden inzwischen mehrere Krisensitzungen zur Zukunft von Niki zusammengetrommelt. Dabei hatte sich die Regierung laut Verkehrsministerium darauf verständigt, dass Niki-Passagiere damit rechnen können, dass sie - wohl mit Flugzeugen der Lufthansa-Tochter AUA - aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, wenn ihre Rückflüge abgesagt werden.

Sollten Niki-Passagiere zurückgeholt werden müssen, "würde die Regierung dies bei der AUA, oder auch bei anderen Fluggesellschaften, in Auftrag geben", hieß es vom Verkehrsressort. Der Bund würde vorfinanzieren. "Wie man sich schadlos hält, muss im Detail noch geklärt werden." Es sei jedenfalls ein Signal ausgesandt, "wenn Leute im Ausland gestrandet sind, dass sie nach Hause kommen."

Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) drängt auch bei den Arbeitsplätzen auf eine Lösung, "die möglichst viele heimische Arbeitsplätze sichert und gerade jetzt - in der anstehenden Reisezeit rund um Weihnachten - Chaos für die Kundinnen und Kunden vermeidet". Diese Lösung werde in enger Abstimmung mit der Europäischen Kommission und Deutschland zu finden sein. Die SPÖ sei bereit, eine solche Lösung mitzutragen, so Leichtfried.

1000 Jobs in Gefahr

In der Gewerkschaft ist man ebenfalls alarmiert: "Es muss um jeden Preis ein Grounding verhindert werden", sagte Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. Er rief alle Beteiligten auf, sich kurzzuschließen und jedwede Unterstützung zu geben. Angesichts der Gefahr für rund 1.000 Jobs müsse es rasche Lösungen geben, die Flugzeuge in der Luft zu halten. Der Gewerkschafter hält im Ernstfall Garantien des österreichischen Staates für vorstellbar.

Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) hat rasche Entscheidungen gefordert. "Wenn die Finanzierung des Unternehmens jetzt wirklich nicht mehr sichergestellt sein sollte, was ja ein mögliches Szenario ist, dann ist das Insolvenzrecht ja eindeutig, wo es heißt, dass ohne schuldhaftes Zögern Insolvenz zu beantragen ist", sagte Alexander Klikovits vom KSV. "Also sollte Zahlungsunfähigkeit eintreten, weil der Geldhahn jetzt zugedreht wird, dann wird man sich wohl an das Insolvenzrecht halten müssen", so Klikovits weiter. Am Mittwochnachmittag lag zunächst noch kein Insolvenzantrag vor.

Deutsche Regierung rechnet mit Insolvenz

Air Berlin kündigte nun zwar an, nach Alternativen für Niki zu suchen. Die deutsche Bundesregierung rechnet aber mit einer Insolvenz und Einstellung des Flugbetriebs. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch.

"Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge", hieß es vom Regierungssprecher in Berlin.

Lufthansa kündigte "Plan B" an

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen "Plan B" angekündigt. Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Größenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft wachsen zu lassen, hatten deutsche Medien jüngst berichtet. Nach Angaben der Lufthansa soll Eurowings nun einen Teil des eigentlich vorgesehenen Kaufpreises für Niki zum Ausbau von Kapazitäten aus eigener Kraft nutzen - und zwar genau in den Märkten von Niki.

Keine Einwände hat die EU gegen die Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter. Sie soll für rund 18 Millionen Euro an Lufthansa gehen.

Aufregung um Flugstreichung für Donnerstag

Kurzfristige Aufregung gab es am Donnerstagnachmittag um mehrere Flugstreichungen von Niki ab Wien-Schwechat für den morgigen Donnerstag, die auf der Flughafen-Homepage als "cancelled" gelistet sind. Eine Niki-Sprecherin erklärte, diese Flüge standen schon vorher nicht mehr am Flugplan. Plangemäß fliege morgen in der Früh nur ein Niki-Flug von Wien ab, und zwar nach Marrkesch. Die anderen Flüge - darunter Larnaca, Palma oder Marsa Alam - wären morgen plangemäß nicht durchgeführt worden. Die Sprecherin sprach von einem Fehler auf der Airport-Anzeige.

Am Abend wird Niki zu der neuen Entwicklung rund um den geplatzten Verkauf an die Lufthansa informieren.

 

(APA/red.)


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