Bilanzskandal bei Kika/Leiner-Mutter: Steinhoff-Hauptaktionär Wiese tritt als Chairman zurück

FILE PHOTO: South African magnate Christo Wiese, Steinhoff´s largest shareholder and chairman, listens during an interview in Cape Town
FILE PHOTO: South African magnate Christo Wiese, Steinhoff´s largest shareholder and chairman, listens during an interview in Cape Town(c) REUTERS (Mike Hutchings)
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Christo Wiese nimmt als Chairmann des Steinhoff-Konzern - Mutterkonzern von Kika/Leiner - den Hut. Der zweigrößte Möbelkonzern der Welt hatte zuvor seinen CEO gefeuert - und ist in einem Bilanzskandal verfangen.

Bei dem wegen möglicher Bilanzfälschungen unter Druck geratenen Kika/Leiner-Mutterkonzern Steinhoff tritt Hauptaktionär Christo Wiese von seinem Posten als Chairman zurück. Wiese habe den Schritt angeboten, um ein unabhängiges Management zu gewährleisten, teilte der deutsch-südafrikanische Einzelhandelriese am Donnerstag mit. Aufsichtsratsmitglied Heather Sonn werde vorerst seine Aufgaben übernehmen.

Erst Anfang Dezember hatte der seit fast zwei Jahrzehnten amtierende Konzernchef Markus Jooste seinen Hut nehmen müssen. Wiese übernahm daraufhin vorübergehend die Unternehmensleitung, was beim zweitgrößten Steinhoff-Aktionär, dem südafrikanischen Pensionsfonds PIC, für Unmut sorgte. PIC fürchtete, dass der Multimilliardär Wiese mit seiner Doppelfunktion an der Spitze des Unternehmens in einen Interessenkonflikt geraten könnte. Am Donnerstag legte auch Christo Wieses Sohn Jacob sein Mandat in dem Kontrollgremium nieder.

Gegen Steinhoff laufen in Deutschland bereits seit zwei Jahren Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Wegen der Vorwürfe hatte der Konzern zuletzt die Veröffentlichung von Geschäftszahlen verschoben. Am Mittwoch zog er seine Bilanz 2016 mit der Begründung zurück, dass die Zahlen nicht mehr zuverlässig seien. Laut der bisherigen Bilanz 2016 steht Steinhoff mit über 16 Milliarden Euro bei Banken in der Kreide.

Aktienverkauf: Wiese entgleitet Kontrolle über Steinhoff

Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass Banken angesichts des jüngsten Wertverlusts von Steinhoff ihre sogenannten Sicherungsrechte wahrgenommen haben: Sie verkauften Steinhoff-Aktien im Wert von rund 48,6 Millionen Euro, die ihnen als Pfand für Kredite an Wiese dienten. Mit der Veräußerung der Anteile zerbrach den Angaben zufolge automatisch der Aktionärspool, den Wiese zur Kontrolle des Unternehmens aufgebaut hatte. Die Stimmrechte des Pools waren unter die entscheidende Schwelle von 30 Prozent gefallen. Wiese selbst hält knapp 23 Prozent der Aktien.

Steinhoff war in den vergangenen 20 Jahren zu einem der weltweit größten Haushaltswaren- und Möbelkonzerne aufgestiegen. Vor zwei Jahren war das Unternehmen von der Börse in Johannesburg nach Frankfurt gewechselt. In Europa ist der Konzern vor allem als zweitgrößter Möbelhändler nach Ikea bekannt.

(Reuters)

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