Was Karl Popper unserer neuen Regierung rät

Volksherrschaft? Nach Karl Popper ein unglücklicher Irrtum. Hier eine Landsgemeinde-Abstimmung in Appenzell, Schweiz, 2012.
Volksherrschaft? Nach Karl Popper ein unglücklicher Irrtum. Hier eine Landsgemeinde-Abstimmung in Appenzell, Schweiz, 2012.(c) Reuters
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Zu allen Themen, die derzeit in Österreich diskutiert werden, hat der Philosoph uns etwas zu sagen: Zu Nationalismus und Zuwanderung, direkter Demokratie, Wahlrecht, Reformeifer und gesellschaftlichen Visionen.

Zwischen Optimismus und Pessimismus schwankte der Leitartikel der „Presse“ am letzten Samstag: Es ging um das „neue Österreich“, die Chance einer völligen Neuaufstellung der Republik, einem window of opportunity für Reformen, aber auch um das Risiko, dass mit neuen Gesichtern und Schlagzeilen die alte Politik weiterbetrieben würde.Zeitgenossen, die Jahrzehnte mit der großen Koalition verbracht haben, haben offenbar einen gehörigen Überdruss am halbherzigen Herumprobieren entwickelt, es wird mit Stagnation gleichgesetzt. Es fehlt, um es in der Fußballersprache zu sagen, der Zug zum Tor.

Der sehnsuchtsvolle Ruf nach einer politischen Neustrukturierung erinnert an Otto Neuraths politische Metapher vom Schiff. Der Philosoph, Mitglied des Wiener Kreises, sah das politische Leben als Schiff, das auf dem weiten Ozean liegt und wegen seiner Größe in keine Werft passt. Alle Reparaturen, Verbesserungen, Abänderungen sind daher auf offener See durchzuführen. Sie können nur stückweise erfolgen, eine Generalüberholung ist niemals möglich, die Gefahr eines Schiffsbruchs ist allzu groß: „Wie Schiffer sind wir, die ihr Schiff auf offener See umbauen müssen, ohne es jemals in einem Dock zerlegen und aus besseren Bestandteilen neu errichten zu können.“

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