Porträt

„Jeden das sein lassen, was er sein will“

(c) Stanislav Jenis
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Der Wiener Wolfgang Herz war Hoteldirektor in Miami, ehe er in Florida in die Immobilienbranche einstieg. Nun bringt ihn eine Kooperation zeitweise nach Wien zurück.

Wer sich in der Hotellerie durchgesetzt hat, der ist auch für andere Dienstleistungsbranchen interessant – heißt es. Die Geschichte von Wolfgang Herz scheint das zu bestätigen. Er begann seine berufliche Karriere im Wiener Marriott-Hotel, wechselte später auf ein Kreuzfahrtschiff, ging als Hotelchef von Bord und heuerte als Direktor im Ritz Carlton Coconut Grove Hotel and Residence in Miami an. So blieb der Wiener letztlich in den USA hängen.

Wegen seiner Serviceorientierung, aber auch auch wegen seines Zugangs zu Kunden und seiner Durchsetzungskraft wurden bald Leute aus der Immobilienbranche auf Herz aufmerksam. Auch, weil er als ehemaliger HTL-Schüler – und zusätzlich familiär vorbelastet – über viel technisches Wissen verfügte. Österreicher, sagt Herz, seien im Ausland, speziell in den USA, anerkannt. Unter anderem wegen ihrer „Arbeitsmoral und der Bereitschaft, sich weiterzubilden und zu Seminaren zu fahren“. So wie überhaupt die (Grund-)Ausbildung in Österreich wesentlich besser sei. Dies sei mit ein Grund, warum Durchschnittsamerikaner zwei Jobs hätten: einen zum Überleben, einen zum Leben.

Folge eines Hurrikans

Der Ruf der Immobilienbranche fiel in die Zeit, als der Bauboom der Metropole im „Sunshine State“ am Eingang zur Karibik ausbrach. Einige Jahre davor hatte Hurrikan Andrew nicht nur 65 Todesopfer in Florida gefordert, sondern auch 6300 Wohnungen zerstört und 250.000 Menschen vorübergehend obdachlos gemacht. Die Katastrophe des Jahres 1992 führte zu einem Umdenken bezüglich der Art, wie gebaut wird.

Heute ist der 52-Jährige Chef der Commercial Division von Fortune International Realty (FIR), einem Immobilienentwicklungs- und Maklerunternehmen mit gut 1000 Mitarbeitern. Daneben verbindet er seine Liebe zu gutem Essen, seine Einblicke in die Immo-Szene und seine Freude daran, Menschen zusammenzubringen, für eine zusätzliche Aufgabe: Er findet Standorte für Restaurants wie Zuma, Roka, Baru oder 3 Chefs.

Zurück zu FIR: Zwar bietet das Unternehmen auch Einsteigerwohnungen, es hat aber eine Vorliebe für das Luxussegment. Und dieses kennt nach oben kaum Grenzen: Zuletzt verkaufte das Unternehmen eine 840-Quadratmeter-Einheit auf dem Top-Floor eines Turmes um 45 Millionen Euro. Umgekehrt wird auch nicht gespart. Zwei bis drei Millionen Dollar investiert Herz bei den hochwertigen Objekten pro Gebäude für Kunst, „damit keine Klötze entstehen“.

Auch Österreicher zählt er immer wieder zu seinen Kunden, weshalb Herz eine Kooperation mit den Wiener Beratern Chalupa Immobilien eingegangen ist, um wechselseitig Objekte zu vermarkten. Interessenten können in Wien virtuelle 360-Grad-Spaziergänge durch die künftige Wohnung unternehmen, mit Livekameras den Baufortschritt verfolgen und mit Experten vor Ort erarbeiten, was genau gesucht wird. Denn im Unterschied zu den US-Amerikanern würden die Österreicher beim Wohnungskauf nicht in Jahren bzw. in Lebensphasen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, sondern in Generationen denken.

Langfristig denkt Herz, wenn es um die Mitarbeiter geht. Diesbezüglich habe er in seiner Hotel- und Gastronomiezeit viel gelernt und wende noch heute vieles davon an. So adaptierte er das „Hiring Manual“, mit dem er bei Ritz Carlton gearbeitet hatte, für die Immobilienbranche. Einer der Punkte ist, dass technisches Wissen nicht so wichtig sei wie die Einstellung. Ein anderer, dass es drei Interviews brauche: mit der Personalabteilung, mit dem zuständigen Bürochef und mit dem Direktor.

Zur Person

Wolfgang Herz (52) begann seine Berufslaufbahn im Wiener Marriott-Hotel, wechselte später auf ein Kreuzfahrtschiff, ging als Hotelchef von Bord und heuerte als Direktor im Ritz Carlton in Miami an. Heute ist er Chef der Commercial Division von Fortune International Realty, einem Immobilienentwicklungs- und Maklerunternehmen mit gut 1000 Mitarbeitern.

„Farming“ für Teams

„Ich bin wie ein Coach, der versucht, die richtigen Menschen zusammenzubringen“, sagt Herz. Er spannt Projektentwickler, Verkäufer und die entsprechenden Servicemitarbeiter (Concierge, Facility etc.) gezielt zusammen, dann betreibt er „farming“: Mitarbeiter sollen über lange Zeit gemeinsam an einem Projekt arbeiten.

So, „dass wir jeden das sein lassen können, was er sein will“. Dazu sei notwendig, dass Führungskräfte den Mitarbeitern den Rücken decken und ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln. „Die Mitarbeiter honorieren das. Und sie sind bereit, sich Ziele zu setzen und alles zu tun, um sie zu erreichen.“

(Print-Ausgabe, 16.12.2017)

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